Physiotherapie für Hunde – alle Grundlagen auf einen Blick

Die Physiotherapie für Tiere ist wahrscheinlich so alt wie die des Menschen. In Skandinavien, Westeuropa und Nordamerika gehört sie zur Standardtherapie bei Hunden und Katzen. Für Ihren Vierbeiner kann Physiotherapie vorbeugend, bei chronischen Erkrankungen oder auch nach Verletzungen und Operationen eingesetzt werden. Was Hundephysiotherapie beinhaltet und welche Kosten auf Sie zukommen können, erfahren Sie in diesem Artikel.

Was ist Hundephysiotherapie?

Physiotherapeutische Behandlungen bei Hunden umfassen ganz verschiedene Therapien und werden in aktive und passive Physiotherapie unterteilt. Ziel ist sowohl die Verbesserung der Beweglichkeit bei älteren Tieren als auch die Schmerzlinderung und Rehabilitation nach Verletzungen oder Operationen. Krankengymnastik und Hydrotherapie gehören zu den aktiven, Massagen, Wärme- oder Kälteanwendungen sowie Elektro- und Magnetfeldtherapie zu den passiven Therapien. Die verschiedenen Behandlungstechniken stammen oft aus der Humanphysiotherapie und werden individuell an den Hund angepasst.

Was bringt eine Physio für meinen Hund?

Physiotherapie kann dazu beitragen, Schmerzen zu lindern, die Beweglichkeit zu erhöhen und die Lebensqualität des Hundes zu verbessern. Häufige Therapieziele sind der Muskelaufbau nach längeren Phasen ohne ausreichende Bewegung oder die Mobilisierung von Gelenken nach Operationen. Besonders ältere Hunde oder chronisch kranke Tiere können von diesen maßgeschneiderten Therapien profitieren.

Wann ist eine Physiotherapie für meinen Hund notwendig?

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Wenn Sie einen jungen, gesunden Hund haben, dann haben Sie möglicherweise noch nie etwas von Physiotherapie beim Hund gehört … und das ist auch verständlich! Wenn Ihr Hund jedoch bereits längere Zeit unter Bewegungsunfähigkeit oder Schmerzen leidet, die typischerweise durch Verletzungen, eine Operation oder chronische Krankheiten verursacht werden können, dann kommen dieHundephysiotherapeut:innen ins Spiel.

Rehabilitation nach Verletzungen oder Operationen

Hundephysiotherapie wird häufig nach Operationen oder Verletzungen eingesetzt. Bei Operationen, wie etwa Kreuzbandrissen oder Bandscheibenvorfällen, hilft Hundephysiotherapie, den Heilungsprozess zu beschleunigen und die Muskulatur gezielt wieder aufzubauen.

Behandlung chronischer und neurologischer Erkrankungen

Hunden mit chronischen Erkrankungen wie Arthrose, Dysplasien der Gelenke oder neurologischen Erkrankungen wie Lähmungen z. B. durch einen Bandscheibenvorfall kann durch gezielte physiotherapeutische Maßnahmen Linderung verschafft werden. Häufig sind solche Hunde Bewegungseinschränkungen ausgesetzt, bevorzugen Schonbewegungen oder vermeiden jede schmerzhafte Bewegung. Auf lange Sicht kann das zu einem Rückgang der Muskelmasse oder instabilen Knochen führen und genau dort setzt die Hundephysiotherapie an.

Prävention und Leistungssteigerung

Auch Hunde, die viel (Leistungs-)Sport betreiben, profitieren von der Therapie. Durch entsprechende Übungen, die Sie als Halter:in lernen, können sich Hunde gezielt vor dem Training aufwärmen, um Verletzungen vorzubeugen und ihre Leistungsfähigkeit zu steigern. Auch ältere Hunde können von angepassten Bewegungsprogrammen profitieren.

Welche Behandlungsmethoden gibt es in der Hundephysiotherapie?

Man unterscheidet zwischen aktiver und passiver Physiotherapie.

Aktive Hundephysiotherapie

Aktive Hundephysiotherapie dient dem Aufbau der Muskulatur sowie der Verbesserung von Beweglichkeit und Koordination. Der Hund führt dabei spielerische Übungen aus und wird belohnt. Durch gezielte Bewegung und Muskelaufbau können Hunde wieder beweglicher gemacht werden. Ein Unterwasserlaufband ist dabei nützlich. Viele Hunde vermeiden bei Schmerzen die Bewegung, was zu verkümmernder Muskulatur und inaktiven Gelenken führt. Im Wasser sind sie viel eher bereit, sich natürlich zu bewegen. Wie beim Schwimmen wird eine Regeneration in Gang gesetzt. Hundephysiotherapeut:innen nutzen spezielle Hilfsmittel wie Slalomstangen, Gymnastikbälle, Hürden oder Schaumstoffblöcke.
Je nach Krankheitsbild werden damit bestimmte Übungen gemacht. Da es nicht reicht, wenn der Hund diese nur in den Therapiestunden umsetzt, geben Physiotherapeut:innen den Hundehalter:innen Übungen für zu Hause mit. Sie sind oft entscheidend für den Heilungsprozess.

Zu den Arten der aktiven Hundephysiotherapie zählen

  • Bewegungstherapie
  • Beweglichkeitstraining
  • Koordinationstraining
  • Gerätetraining
  • Therapeutisches Schwimmen
  • Wassertherapie

Passive Hundephysiotherapie

Passive Behandlungsformen der Hundephysiotherapie dienen der Durchblutungs- und Stoffwechselanregung, der Lockerung des Gewebes oder der Lösung von Blockaden, also der allgemeinen Schmerzlinderung. Wie bei Menschen, so gibt es auch bei Hunden eine Vielzahl an Behandlungsmöglichkeiten (siehe Übersicht). Nicht immer führt die zuerst gewählte Methode zum gewünschten Erfolg, und eine andere Methode kann erst eine Besserung bringen. Die Behandlungsdauer ist daher nicht leicht vorherzusagen. Manche Hunde benötigen nur wenige Stunden, bei anderen kann sich die Therapie über Monate hinziehen.

Zu den passiven Methoden der Physiotherapie zählen

  • Kältebehandlung
  • Wärmebehandlung
  • Massage
  • Manuelle Therapie
  • Dehnungsbehandlung
  • Fangopackungen
  • Elektrotherapie
  • Magnetfeldtherapie
  • Lasertherapie

Kurzvorstellung einiger Behandlungsmethoden

Manuelle Therapie und Krankengymnastik

Dazu gehören Massagen und Gelenkmobilisierung, die Verspannungen lösen und die Beweglichkeit verbessern. Diese Methode eignet sich besonders bei Muskeldysbalancen und zur Schmerzlinderung. In der Krankengymnastik für Hunde werden verschiedene Körperpositionen, Übungen zu Koordination, Beweglichkeit, Gleichgewicht und Bewegungsstabilität eingesetzt. Dabei werden verschiedene Hilfsmittel verwendet wie Wackelbretter oder Trampoline.

Hydrotherapie und Schwimmen

Das Training im Wasser, beispielsweise auf einem Unterwasserlaufband, entlastet die Gelenke und fördert gleichzeitig den Muskelaufbau. Diese Methode ist besonders effektiv nach Operationen oder bei älteren Hunden mit Gelenkproblemen. Bei der Schwimmtherapie wird der Hund von Tierphysiotherapeut:innen im Wasser geführt. Das warme Wasser entspannt die Muskeln. Therapeutisches Schwimmen ist für den Hund anstrengender als Joggen, da Wasserwiderstand die Muskeln stärker beansprucht, und baut entsprechend effektiver Muskeln auf. Die Trainingseinheiten sollten daher nicht zu lang sein.

Elektrotherapie und Laserbehandlung

Diese modernen Behandlungsmethoden helfen, Schmerzen zu reduzieren, Entzündungen zu hemmen und den Heilungsprozess zu beschleunigen. Sie werden oft bei neurologischen Erkrankungen oder akuten Verletzungen eingesetzt.

Was kostet eine Physiotherapie bei Hunden?

Hydrotherapie zur Stärkung der Muskulatur

Die Hundephysiotherapie ersetzt nicht den Besuch der Tierarztpraxis, sondern ist eine ergänzende medizinische Anwendung, die entweder von der Tierärztin oder vom Tierarzt selbst oder von ausgebildeten Hundephysiotherapeut:innen ausgeführt oder angeleitet werden muss. Zum Leistungsumfang gehört deshalb zunächst eine ausführliche Anamnese und Befunderhebung sowie weitere Diagnostik, beispielsweise eine Gangbildanalyse.

Zusammensetzung der Kosten

Die Kosten für eine Hundephysiotherapie hängen vom Einzelfall ab und lassen sich nicht pauschalisieren. Die Art der Verletzung, die gewählten Behandlungsmethoden sowie der Anzahl der Behandlungseinheiten sind für die Gesamtkosten entscheidend. Wird die Hundephysiotherapie in der Tierarztpraxis durchgeführt, erfolgt die Abrechnung – wie bei Tierärzt:innen üblich – über die Gebührenordnung für Tierärzte (GOT). Für den Preis der Physiotherapie in der Tierarztpraxis ist die eingesetzte Zeit entscheidend. Bei der Behandlung durch Tierphysiotherapeut:innen gibt es keine allgemeine Gebührenordnung.

Tierärzt:innen oder Hundephysiotherapeut:innen?

Für die Physiotherapie für Hunde gibt es bisher keine staatlich anerkannte Ausbildung. Da die Berufsbezeichnung nicht geschützt ist, empfiehlt es sich, den Werdegang der Therapeut:innen zu überprüfen. Die Honorarsätze variieren auch je nach Ausbildungsweg. Die Preise für eine Behandlungseinheit – mit einer typischen Dauer von ca. 30–60 Minuten – liegen in der Regel zwischen 35 und 80 Euro, für eine Anamnese oder Anfangsbehandlung eher etwas höher.

Wie oft sollte mein Hund zur Physiotherapie?

Die Häufigkeit der Behandlungen hängt von der gewählten Therapieform, dem Behandlungsgrund und dem Gesundheitszustand des Hundes ab. Eine auf den Hund abgestimmte Physiotherapie hat eine bessere Wirkung. Anfangs sollten Hunde 1–2 Mal pro Woche zur Physiotherapie gebracht werden. Später können die Intervalle verlängert werden. Bei schweren oder akuten Erkrankungen kann eine Physiotherapie bis zu 1 Mal täglich notwendig sein. Einige Physiotherapeut:innen bieten dafür sogar eine stationäre Reha an.

Was muss ich vor und nach der Physiotherapie beachten?

Geben Sie Ihrem Hund 1–2 Stunden vor dem Termin keine große Mahlzeit mehr, mit vollem Magen trainiert er nicht so gut. Geben Sie Ihrem Hund die Möglichkeit, sich vor dem Termin zu entspannen, mit leerer Blase entspannt er sich besser.
Planen Sie nach der Therapie keine großen Spaziergänge. Die Physiotherapie ist anstrengend und der Hund sollte sich ausruhen. Ruhephasen verbessern die Wirksamkeit der Übungen.

Welche Tierversicherung übernimmt eine Physiotherapie beim Hund?

Kostenübernahme durch die Tierversicherung

Viele Hundekrankenversicherungen bieten Tarife an, die physiotherapeutische Behandlungen zumindest teilweise abdecken. Insbesondere Operations- und Krankenversicherungstarife können eine Kostenbeteiligung vorsehen. Einige Versicherungen übernehmen die Kosten für Physiotherapie nur, wenn sie als medizinisch notwendig eingestuft wird, zum Beispiel nach einer Operation oder bei einer diagnostizierten chronischen Erkrankung. Andere Versicherungen erstatten die Behandlungskosten auch für präventive Maßnahmen oder allgemeine physiotherapeutische Betreuung. Es empfiehlt sich, die Versicherungsbedingungen genau zu studieren, da die Leistungen je nach Anbieter sehr unterschiedlich sein können.

Worauf Sie beim Abschluss einer Versicherung achten sollten

Beim Abschluss einer Tierversicherung sollte darauf geachtet werden, ob alternative Heilmethoden und Physiotherapie mitversichert sind. Manche Versicherungen übernehmen nur Behandlungen nach Unfällen oder Operationen. Außerdem sollte geprüft werden, ob es eine jährliche Höchstgrenze für die Kostenerstattung gibt und welche speziellen Behandlungen im Versicherungsschutz enthalten sind. Einige Versicherer bieten verschiedene Tarife an, bei denen Physiotherapie in einem erweiterten Leistungspaket enthalten sein kann. Ein Vergleich der verschiedenen Anbieter hilft, den besten Versicherungsschutz für die individuellen Bedürfnisse des Hundes zu finden.

Fazit

Physiotherapie für Hunde ist eine effektive Methode zur Rehabilitation, Schmerzlinderung und Vorbeugung von Verletzungen. Durch gezielte Behandlungen kann die Lebensqualität vieler Vierbeiner deutlich verbessert werden. Es ist wichtig, sich über die Qualifikation und Erfahrung der Tierphysiotherapeut:innen zu informieren, da es bisher keine staatlich anerkannte Ausbildung gibt.
Obwohl die Kosten variieren, lohnt es sich, zu prüfen, ob eine Tierversicherung die Kosten übernimmt, um die bestmögliche Versorgung für den Vierbeiner zu gewährleisten.

Tipp:

85 % der Kosten für die Physiotherapie Ihres Hundes können Sie sich mit der Hundekrankenversicherung von Santévet zurückerstatten lassen. Kostenrückerstattungen erhalten Sie gewöhnlich innerhalb von 72 Stunden. Ab Inkrafttreten Ihres Vertrags steht Ihnen ein dauerhaftes Jahreslimit in Höhe von 5.000 Euro für Heilbehandlungen und Operationen zur Verfügung.