Schilddrüsenunterfunktion beim Hund

Die Schilddrüsenunterfunktion beim Hund ist durch eine verringerte Produktion an Schilddrüsenhormonen gekennzeichnet. Diese Hormone sind an der Entwicklung des Hundes sowie an zahlreichen Stoffwechselprozessen beteiligt. Liegt ein Mangel vor, kann dies vielfältige Symptome hervorrufen.

Hypothyreose beim Hund: Wie kommt es zu einem Mangel an Schilddrüsenhormonen?

In der Schilddrüse werden Schilddrüsenhormone wie das Thyroxin (T4) oder das Trijodthyronin (T3) gebildet. Sie wirken auf fast alle Körperzellen und sind an vielen Stoffwechselprozessen sowie an Entwicklung und Wachstum der Hunde beteiligt. Die Hormonsynthese darf daher nicht unkontrolliert erfolgen. Übergeordnete Zentren wie der Hypothalamus im Zwischenhirn und die Hirnanhangdrüse (Hypophyse) steuern die Aktivität der Schilddrüse und die Ausschüttung der Hormone.

Die Schilddrüsenunterfunktion, auch Hypothyreose genannt, gilt als die häufigste endokrine Erkrankung bei Hunden. Je nach Ursache unterscheidet man die primäre, sekundäre, tertiäre oder kongenitale Hypothyreose. Wird eine Schilddrüsenunterfunktion beim Hund diagnostiziert, liegt in der überwiegenden Zahl der Fälle eine primäre Hypothyreose vor.

Formen der Hypothyreose nach Ursache:

  • primäre Hypothyreose: Zerstörung oder Atrophie von Schilddrüsengewebe
  • sekundäre Hypothyreose: Zerstörung, Missbildung oder Suppression der Hypophyse
  • tertiäre Hypothyreose: Missbildung oder erworbene Schädigung des Hypothalamus
  • kongenitale Hypothyreose: angeborener Defekt, der zum Beispiel mit einer Störung der Jodaufnahme oder Jodverwertung verbunden ist

Benötigt der Körper Schilddrüsenhormone, wird über das zentrale Nervensystem die Bildung von TRH (Thyreotropin-releasing Hormon) im Hypothalamus initiiert. TRH löst daraufhin in der Hypophyse die Ausschüttung von TSH (Thyreotropin) aus. TSH wiederum wirkt auf die Follikelzellen der Schilddrüse, die nun unter der Verwendung von Jod mit der Produktion der Schilddrüsenhormone beginnen und diese in den Blutkreislauf entlassen.

Störungen in jeder Stufe dieser Regulation können zu einem Mangel an Schilddrüsenhormonen führen. Bei Hunden ist der häufigste Grund für die Unterfunktion die Reduktion von funktionstüchtigem Schilddrüsengewebe. Als Ursache kommen zum Beispiel eine immun-bedingte Zerstörung der Schilddrüse (lymphozytäre Thyreoiditis) oder eine Atrophie infrage. Bei der Atrophie ist der Auslöser oft nicht bekannt. Sie kann als Alterserscheinung auftreten.

Welche Hunde sind betroffen?

Die Hypothyreose des Hundes kommt weltweit vor. Mittelgroße bis große Hunderassen wie Dobermann, English Setter oder Golden Retriever zeigen eine höhere Tendenz, an einer Hypothyreose zu erkranken.

Eine Geschlechtsprädisposition besteht nicht: Hündinnen und Rüden können gleichermaßen betroffen sein. Ebenso kann die Schilddrüsenunterfunktion bei Hunden jeden Alters auftreten. Jedoch wird sie häufig im mittleren Alter, etwa zwischen dem zweiten und sechsten Lebensjahr diagnostiziert.

Symptome einer Schilddrüsenunterfunktion beim Hund

Bei einer Schilddrüsenunterfunktion beim Hund sind Symptome nicht immer direkt vorhanden. Die Hypothyreose entwickelt sich schleichend über mehrere Jahre und oft treten Symptome erst auf, wenn schon ein Großteil des Schilddrüsengewebes zerstört ist. Das Gewebe kann nicht ersetzt werden, jedoch lässt sich der Mangel an Schilddrüsenhormonen durch die Gabe von Medikamenten ausgleichen.

Da Schilddrüsenhormone auf zahlreiche Körperfunktionen Einfluss nehmen, können durch eine Unterfunktion viele Organsysteme betroffen sein. Dazu zählen das Herz-Kreislauf-System, die Haut, der Magen-Darm-Trakt, Nervensystem und Augen, das Reproduktionssystem sowie andere Stoffwechselprozesse oder endokrine Regelkreise.

Auch eine Veränderung im Verhalten oder der Aktivität ist bei Hunden mit Hypothyreose oft zu beobachten. Hunde, die sich noch in der Entwicklung befinden, können durch den Hormonmangel Wachstumsstörungen zeigen.

Folgende Symptome treten bei der Hypothyreose des Hundes häufig auf:

  • Bewegungsunlust und Schwäche
  • erhöhtes Schlaf- und Wärmebedürfnis
  • Gewichtszunahme
  • Ausdünnung des Fells
  • trockene Haut und Juckreiz
  • behandlungsresistente Ohrenentzündung
  • Durchfall oder Verstopfung
  • Verhaltensauffälligkeiten
  • Fruchtbarkeitsstörungen

Eine Unterfunktion der Schilddrüse bei Hunden kann Juckreiz sowie Fell- und Hautveränderungen hervorrufen. Charakteristisch ist eine Ausdünnung des Fells auf beiden Seiten des Rumpfes, die bis zur Alopezie fortschreiten kann. Auch ein Fellverlust an der Rute („Rattenschwanz“) kommt vor.

Da die Immunabwehr der Haut bei einer Hypothyreose beeinträchtigt ist, sind eitrige Hautentzündungen nicht selten. Diese sind oft mit Juckreiz verbunden.

Wie die Schilddrüsenunterfunktion beim Hund das Verhalten beeinflusst

Entwickeln Hunde plötzlich ängstliches oder aggressives Verhalten, ohne dass ein Auslöser dafür bekannt ist, könnte eine Schilddrüsenerkrankung dahinterstecken. Hunde mit einer Unterfunktion zeigen oft eine Belastungs- und Stressintoleranz, was destruktives Verhalten provozieren kann.

Am häufigsten ist eine Schilddrüsenunterfunktion jedoch mit Teilnahmslosigkeit und einer deutlich verminderten Aktivität verbunden.

Diagnose: Niedrige Schilddrüsenwerte beim Hund richtig deuten

Um die Schilddrüsenunterfunktion zu diagnostizieren, wird der Tierarzt mittels Blutuntersuchung die Schilddrüsenwerte des Hundes messen. Findet sich ein vermindertes T4 bei einem Screening-Test, besteht der Verdacht auf eine Hypothyreose. Diagnostiziert ist die Erkrankung damit jedoch nicht, da auch andere Ursachen ein niedriges T4 bedingen können.

Gut zu wissen:

Ein verringerter Schilddrüsenhormonspiegel kann auch durch äußere Einflüsse oder andere Krankheiten auftreten. In einem solchen Fall spricht man vom Euthyroid Sick Syndrom (ESS), da die Schilddrüse selbst oder die übergeordneten Regelzentren nicht betroffen sind. Das ESS muss ausgeschlossen werden, bevor die Diagnose Hypothyreose gestellt und der Hund mit Schilddrüsenhormonen behandelt wird.

Für die Diagnose der Hypothyreose sollte, wenn möglich, ein Organprofil und ein ausführliches Schilddrüsenprofil angefertigt werden. Das Organprofil gibt Hinweise auf andere Erkrankungen, die den Schilddrüsenhormonspiegel beeinflussen. Das Schilddrüsenprofil misst die Schilddrüsenhormone T4 und T3 sowie TSH, Autoantikörper und Cholesterol.

Alle Ergebnisse müssen im Zusammenhang interpretiert werden. Bei uneindeutigen Resultaten kommen Schilddrüsenfunktionstests oder Ultraschalluntersuchungen unterstützend zum Einsatz.

Behandlung einer Schilddrüsenunterfunktion

Behandelt wird eine Schilddrüsenunterfunktion durch eine lebenslange Medikamentengabe. Die fehlenden Schilddrüsenhormone werden dabei durch synthetische Hormone ersetzt. Häufige Kontrollen zu Beginn der Therapie stellen sicher, dass die richtige Dosis gewählt wird. Viele Symptome der Hypothyreose sind unter Behandlung reversibel. Bei Hautveränderungen kann es jedoch bis zu sechs Wochen dauern, bis die Ausheilung abgeschlossen ist.

Tipp:
Die Hundekrankenversicherung von SantéVet erstattet die Kosten für Medikamente, welche vom Tierarzt  im Falle einer Schilddrüsenunterfunktion verschrieben werden.

Hunde, die mit Schilddrüsenhormonen behandelt werden, sollten das Medikament eine halbe Stunde vor der Fütterung erhalten. So wird verhindert, dass Inhaltsstoffe des Futters die Hormonaufnahme hemmen. Auch von einer Schilddrüsenunterfunktion betroffene Hunde können über ihr Futter alles aufnehmen, was für einen gesunden Schilddrüsenstoffwechsel notwendig ist. Dazu gehören hochwertiges Eiweiß, eine moderate Menge an Kohlenhydraten sowie eine bedarfsgerechte Menge an Selen, Zink, Eisen und Jod.