Vestibularsyndrom beim Hund

Hunde mit Vestibularsyndrom haben Probleme mit ihrem Gleichgewichtssinn. Die Krankheit ist weitverbreitet und zeigt sich durch eine Reihe typischer Symptome. Wir erläutern Ihnen im Folgenden, wie Sie erkennen, ob Ihr Hund von der neurologischen Erkrankung betroffen ist und welche Ursachen diese hat.

Gleichgewichtsstörungen – Symptome für das Vestibularsyndrom

Leiden Vierbeiner am Vestibularsyndrom, können verschiedene Symptome auftreten. Bei einem milden Verlauf ist es häufig schwierig, das Vestibularsyndrom beim Hund zu erkennen, da betroffene Tiere meist gut damit zurechtkommen und lediglich einen unsicheren Gang haben.

Es gibt allerdings auch Ausnahmen. Es ist möglich, dass sich das Vestibularsyndrom durch neurologische Ausfallerscheinungen bemerkbar macht, die einseitig auftreten. Hierbei handelt es sich vorwiegend um Koordinations- und Gleichgewichtsstörungen. Diese Symptome können so weit gehen, dass sich der Hund kaum noch auf den Beinen halten kann.

Darüber hinaus können folgende Symptome auf ein Vestibularsyndrom beim Hund hindeuten:

  • Schnelle Augenbewegungen oder Schielen (rotierender Nystagmus)
  • Schiefhaltung des Kopfes
  • Probleme bei der Orientierung
  • Übelkeit und Erbrechen durch Schwindelanfälle
  • Im Kreis gehen oder ein schwankender Gang
  • In der Konsequenz, Anlehnen an der Wand
Vestibularsyndrom beim Hund  © Shutterstock

Hund hält den Kopf schief – Ursachen für das Syndrom

Hunde haben genau wie Menschen ein Gleichgewichtsorgan im Innenohr. Die räumliche Orientierung und die Koordination von Bewegungsabläufen sind wichtige Bestandteile dieses Systems. Hunde können durch Störungen des Gleichgewichtsorgans das sogenannte Vestibularsyndrom entwickeln.

Das Gleichgewichtsorgan im Innenohr erfasst Drehbewegungen und lineare Beschleunigung. Das Gehirn verarbeitet die dort gewonnenen Sinneseindrücke. Die Körper- und Augenposition werden dank dieser Informationen mit der Kopfhaltung koordiniert und gegebenenfalls korrigiert. Die oben genannten Symptome treten auf, weil dieser Vorgang gestört ist.

Man unterscheidet zwischen einem zentralen, einem peripheren und einem idiopathischen Vestibularsyndrom. Das zentrale Vestibularsyndrom wird bei Hunden durch Ohrentzündungen, Läsionen oder Infektionskrankheiten wie Staupe ausgelöst. Das periphere Vestibularsyndrom wird durch Probleme oder Verletzungen des Innenohrs verursacht.

Bei Hunden kann das periphere Vestibularsyndrom erblich bedingt sein und durch eine angeborene Fehlbildung des Gleichgewichtsorgans hervorgerufen werden. Diese Erkrankung macht sich bereits im Welpenalter bemerkbar. Man nennt sie kongenitales Vestibularsyndrom.

Was ist das geriatrische Vestibularsyndrom?

Das idiopathische Vestibularsyndrom wird auch als geriatrisches Vestibularsyndrom bezeichnet. Diese degenerative Erkrankung tritt bei alten Hunden auf. Zu den möglichen Auslösern gehören unter anderem Durchblutungsstörungen und Vergiftungen durch Medikamente. Die genauen Gründe für diese Form des Vestibularsyndroms bei Hunden sind bisher noch nicht bekannt.

Vestibularsyndrom beim Hund  © Shutterstock

Ist die Krankheit heilbar? Therapien für das Vestibularsyndrom

Es ist ratsam, die Tierarztpraxis aufzusuchen, wenn die genannten Symptome bei Ihrem Hund auftreten. Der Tierarzt oder die Tierärztin untersucht Ihren Hund und überprüft, ob er tatsächlich an einem Vestibularsyndrom leidet.

Das Praxisteam wird eine allgemeine Anamnese vornehmen, neurologische Untersuchungen durchführen und die Ohren untersuchen, um die Krankheit zu lokalisieren und ihre Ursache zu bestimmen. Eventuell sind noch weitere Untersuchungen wie MRT-Aufnahmen und Bluttests notwendig.

Die Behandlung richtet sich nach den Untersuchungsergebnissen. Hunde mit einem idiopathischen Vestibularsyndrom werden in erster Linie behandelt, um die auftretenden Symptome zu lindern. Um die Symptome zu mildern, können unter anderem Beruhigungsmittel und Anti-Brechmittel eingesetzt werden. Auch die Durchblutung kann durch eine stabilisierende Infusionstherapie gefördert werden.

Bei einem zentralen Vestibularsyndrom ist die verantwortliche Grunderkrankung für den Verlauf und die Dauer der erforderlichen Behandlung ausschlaggebend. Bei schwerwiegenden Fällen ist mit einem erhöhten Pflegeaufwand zu rechnen. Einige Hunde sind während der Behandlung nicht mehr in der Lage, selbstständig zu fressen, spazieren zu gehen und ihre Notdurft zu verrichten.

Oft fühlen sich Tierbesitzer überfordert oder können dies zeitlich nicht leisten. Die stationäre Pflege in einer Tierklinik kann daher in der ersten Zeit hilfreich sein. Nach wenigen Tagen tritt häufig eine Besserung ein und der Hund kann wieder nach Hause.

Was hilft Ihrem Hund nach der Behandlung?

Nachdem die erste schwierige Zeit überstanden ist, geht es vielen Tieren schnell besser. Trotzdem müssen sie noch genau beobachtet werden. Eine ruhige Umgebung ist von entscheidender Bedeutung. Um die Sicherheit Ihres Tieres zu gewährleisten, sollten glatte Böden mit Teppichen ausgelegt werden. In den ersten Tagen sollte ein leicht verdauliches Futter angeboten werden. Es ist besser, mehrmals kleinere Portionen zu füttern als eine große Portion. Dadurch wird der Organismus entlastet.

Der Hund sollte während des Spaziergangs an der Leine geführt werden. Bei den ersten Gassi-Runden kann ein Handtuch unter dem Bauch die nötige Sicherheit geben. Der Hund sollte regelmäßig zur Kontrolle beim Tierarzt erscheinen, um den Fortschritt der Genesung zu kontrollieren. Eine vollständige Heilung kann nach zwei bis drei Wochen eintreten. 

Prognose – muss man den Hund einschläfern?

Das Vestibularsyndrom ist eine weitverbreitete Erkrankung bei Hunden und Katzen. Die Situation kann sich manchmal sehr dramatisch darstellen und viele Hundehalter erschrecken lassen. Die Ausmaße der Symptome vermitteln schnell den Eindruck von unerträglichem Leid, das man dem Hund so schnell wie möglich nehmen möchte. Viele Hundehalter stehen daher vor der Frage, ob sie ihren Hund einschläfern sollen.

Die Prognose für Hunde mit Vestibularsyndrom hängt von der genauen Ursache ab. Ein peripheres Vestibularsyndrom ist in der Regel behandelbar. Betroffene Hunde leiden oftmals nicht unter dauerhaften Beschwerden. Die Therapie des Vestibularsyndroms führt meist innerhalb von Stunden bis zu drei Tagen zu einer deutlichen Verbesserung. Zu diesem Zweck ist jedoch ein gewisses Maß an finanziellem Aufwand erforderlich.

Das gilt ebenfalls für das idiopathische Vestibularsyndrom, das in vielen Fällen nach einigen Tagen bis Wochen auch ohne Behandlung wieder verschwindet. Es besteht jedoch die Möglichkeit, dass es nach einer Weile zu einem Rückfall kommt. Nach überstandenem Vestibularsyndrom bleibt der Kopf manchmal schief. In der Regel ist eine Einschränkung der Lebensqualität des Hundes nicht zu erwarten.

Bei Hunden mit einem zentralen Vestibularsyndrom sieht die Prognose häufig anders aus. In diesem Fall wird die Erkrankung durch schwere Krankheiten verursacht. Darum sind die Aussichten für betroffene Hunde in diesem Fall deutlich schlechter. Eine Besserung kann trotz Behandlung ausbleiben, sodass eine Euthanasie letztlich doch erwogen werden muss.

Einer Erkrankung vorbeugen

Für ältere Hunde gehören regelmäßige Besuche in der Tierarztpraxis zum Programm. Hundehalter:innen sollten besonders auf die Ohren ihrer Lieblinge achten, da eine Entzündung zu den bekannten Auslösern zählt. 

Ansonsten können Sie nur die generellen Ratschläge befolgen, die für ein gesundes und langes Hundeleben sorgen: Achten Sie auf eine ausgewogene Ernährung und ausreichend Bewegung. Wenn Sie und Ihr Hund Lust haben, können Sie gemeinsam an Agility-Wettbewerben teilnehmen.