FIV bei Katzen: Symptome & Maßnahmen

Die Infektion mit FIV bei Katzen führt zu einer Immunschwäche, die der AIDS-Erkrankung bei Menschen ähnelt. Daher wird die Krankheit umgangssprachlich auch als "Katzenaids" bezeichnet. Die Übertragung erfolgt von Katze zu Katze, meist über Bisswunden. Das Virus verursacht eine abnehmende Immunkompetenz. Dadurch haben die Katzen ein höheres Risiko, Krankheiten zu entwickeln, die Lebensqualität und Lebenserwartung beeinträchtigen können. Aber auch asymptomatische Verläufe kommen vor.

Katze mit Gewichtsverlust
Das feline Immundefizienzvirus schwächt das Immunsystem, wodurch die Katze anfälliger für andere Erkrankungen wird. - Pixabay

Was ist FIV bei Katzen?

FIV ist die Abkürzung für Felines Immundefizienzvirus. Eine Immundefizienz ist eine Immunschwäche. Diese entwickelt sich im Laufe der Jahre nach einer FIV-Infektion und ähnelt der Immunschwäche bei einer AIDS-Erkrankung. Sie beruht auf einer Abnahme von Immunzellen (der T-Helferzellen oder CD4-Lymphozyten).

Die Katzen werden anfälliger für zum Beispiel Tumorerkrankungen und andere Infektionen. Es sind diese sogenannten Sekundärkrankheiten, die den erkrankten Katzen zu schaffen machen. Obwohl die Auswirkungen und der Verlauf mit AIDS vergleichbar sind, können sich Menschen nicht infizieren. Die Krankheit ist kein Todesurteil und mit einer entsprechenden Behandlung können die infizierten Tiere trotzdem ein langes und zufriedenes Leben führen.

Wie weit verbreitet ist Katzenaids?

FIV ist eine weltweit verbreitete Krankheit. Unterschiedliche Regionen sind jedoch nicht gleich stark betroffen. Es wird davon ausgegangen, dass circa 11 % aller Hauskatzen das Virus in sich tragen. In Deutschland geht man davon aus, dass ungefähr 3 % der Katzen betroffen sind. Der Norden hat eine höhere Infektionsrate aufzuweisen als der Süden. Das Virus gehört zur Gruppe der Lentiviren. Diese lösen typischerweise langsam fortschreitende, permanent degenerative Krankheiten aus.

Nicht nur Hauskatzen können sich infizieren, auch Großkatzen wie Pumas oder Tiger können sich anstecken. Durch das Virus werden insbesondere die weißen Blutkörperchen angegriffen. Dies schwächt das Immunsystem der angesteckten Tiere. Werden sie zusätzlich mit einem Virus oder einer Bakterie infiziert, können diese nicht mehr richtig abgewehrt werden. Dieser Prozess ist jedoch langsam, eine Immunschwäche tritt erst nach längerer Erkrankung auf.

freigänger katzen
Freigängerkatzen haben ein erhöhtes Risiko an FIV zu erkranken.

Wie wird FIV übertragen?

FIV wird von Katze zu Katze übertragen. Das Virus kann ein Leben lang im Blut und Speichel der Katzen gefunden werden. Andere Körperflüssigkeiten können das Virus auch übertragen, in der Praxis scheinen sie aber keine Rolle zu spielen. Auch eine Übertragung im Mutterleib von einer infizierten Mutter auf die Katzenwelpen ist unwahrscheinlich. Durch die Übertragung durch Blut und Speichel werden Freigängerkatzen am häufigsten infiziert.

Kater, die häufig in Kämpfe verwickelt sind, sind stärker gefährdet, sich mit FIV zu infizieren. Die Übertragung erfolgt zum Beispiel bei einem Biss, wenn der Speichel einer infizierten Katze in die Wunde gelangt. Dreiviertel aller positiven Katzen sind männlich, womit Kater besonders häufig betroffen sind. Auch unkastrierte, weibliche Katzen können sich anstecken. Beim Deckakt kommt es oft zu einem Nackenbiss, bei dem FIV übertragen werden kann. Reine Wohnungskatzen haben das geringste Risiko, da sie diesen Situationen nicht ausgesetzt sind.

Vorbeugen – Wie kann man FIV verhindern?

Die sicherste Option ist eine Katze ohne Freigang. Das ist allerdings eine starke Einschränkung und entspricht keiner artgerechten Haltung der Katze. Wenn das Virus in Ihrer Region nicht weitverbreitet ist, ist diese Maßnahme darum sicher nicht nötig. Eine Alternative ist ein gesicherter Freigang im Garten.

Eine weitere wichtige Maßnahme ist die Kastration. Zum einen wird dadurch eine unkontrollierte Vermehrung der Katzen verhindert. Zum anderen gibt es dadurch auch weniger Revierkämpfe, die einer der größten Risikofaktoren für eine Übertragung darstellen. Und auch der Nackenbiss beim Deckakt wird so vermieden.

Symptome beim Ausbruch von Katzenaids

Die Infektion mit FIV bei Katzen verläuft in mehreren Phasen. Es gibt keine spezifischen Symptome einer Infektion. Die ersten Wochen nach einer Infektion werden als akute Phase bezeichnet. In dieser Zeit kann das Virus noch nicht nachgewiesen werden. Danach folgt die Trägerphase, die Monate bis Jahre bestehen kann. In dieser Zeit ist die Katze zwar Überträger der Krankheit, hat aber wenige bis keine weiteren Symptome.

Hat das Virus die Zellimmunität zerstört, kommt es zu einer Phase, in der die Katze häufig an Sekundärinfektionen leidet. Diese sind in der Regel gut zu behandeln. In der Spätphase – der eigentlichen Katzenaids-Phase – ist die Gesundheit der Tiere stark beeinträchtigt. Persistierende oder wiederkehrende Infektionen sowie das Auftreten von Tumorerkrankungen können die Lebensqualität stark einschränken.

So macht sich die Infektion bemerkbar – der Verlauf von FIV

Die ersten Symptome bei einer Infektion mit FIV können sich während der akuten Phase zeigen. Das Virus wandert von der Eintrittsstelle zu den Lymphgeweben und befällt Lymphozyten und Makrophagen. Geschwollene Lymphknoten und Fieber gehören darum zu den Symptomen. Auch Durchfall kann zu den ersten Krankheitszeichen nach einer Infektion gehören. Im Verlauf der Immunschwäche treten oft weitere Krankheitserscheinungen auf, die entweder durch die Virusvermehrung und -freisetzung oder durch Sekundärinfektionen verursacht werden.

Dazu zählen:

  • Entzündungen von Zahnfleisch und Maulschleimhaut
  • Nasen- und Augenausfluss, Bindehautentzündungen
  • Haut- und Ohrenentzündungen
  • stumpfes, ungepflegtes Fell
  • Gewichtsabnahme
  • anhaltende Durchfälle
  • Nierenfunktionsstörungen
  • neurologische Auffälligkeiten (z. B. Verhaltensänderungen, Anfälle oder Ataxie)
  • Entwicklung von Tumoren

Natürlich treten nicht alle Symptome gleichzeitig bei jeder Katze auf. Sollte Ihr Tier nur eine dieser Auffälligkeiten zeigen oder einen schlechten Gesamteindruck machen, sollten Sie zum Tierarzt gehen. Bakterielle Infektionserreger, Viren, Parasiten oder Pilze, die durch das Immunsystem gesunder Katzen effektiv abgewehrt werden, können bei FIV-Katzen schwere Krankheitserscheinungen hervorrufen.

Auch Verletzungen stellen ein Risiko dar. Wunden können Eintrittsstellen für Krankheitserreger sein. Auch nimmt die Wundheilung bei FIV-positiven Katzen oft mehr Zeit in Anspruch.

Diagnose und Test von FIV durch den Tierarzt

Es gibt verschiedene Testverfahren für die Diagnose. Häufig wird zunächst ein Schnelltest vorgenommen. Dieser ist auch beim routinemäßigen Testen von Freigängerkatzen angebracht, bei denen kein konkreter Verdacht besteht. Viele Tierärzte empfehlen, Freigänger jährlich auf FIV zu testen. Sollte eine Katze mit einer Bisswunde nach Hause kommen, ist ein Test ebenfalls sinnvoll.

Tipp:
Besteht der Verdacht auf eine Infektion mit FIV bei Katzen, sollten die Tiere in einer Tierarztpraxis untersucht werden. Mit einem Bluttest ist ein Screening auf FIV-positive Katzen möglich. Ein positives Ergebnis sollte jedoch immer durch einen weiteren Test verifiziert werden.

Katzenwelpen können FIV-Antikörper schon mit der Muttermilch aufnehmen. Diese Antikörper interferieren mit dem Screening-Test: Der Test fällt positiv aus, obwohl die Katzen nicht an einer FIV-Infektion leiden. Umgekehrt kann eine FIV-infizierte Katze negativ getestet werden, wenn der Test zu früh nach einer Infektion stattfindet und der Körper noch keine Antikörper gebildet hat.

Ein positiver Test bedeutet lediglich, dass sich das Tier angesteckt hat. Die tatsächliche Immunschwäche beginnt erst im weiteren Verlauf und die Katze hat mit den entsprechenden Maßnahmen noch ein gutes und langes Leben vor sich. Je früher die Krankheit diagnostiziert wird, desto besser kann sie behandelt werden. Einige Medikamente kommen dann nämlich nicht mehr infrage (zum Beispiel Cortison). Auch beim Impfen werden FIV-positive Katzen anders behandelt.

Umgang mit FIV-Katzen: Was bedeutet ein positiver Test für Katzen?

Das Feline Immundefizienzvirus breitet sich im Körper aus und befällt Organzellen und Immunzellen. Die Virus-RNA wird in das Erbgut der Wirtszellen eingebaut, wodurch die Virusvermehrung stattfinden kann. Die Früherkennung ist schwierig, da Symptome häufig erst im dritten Stadium der Krankheit auftreten. Wurde die Krankheit bei Ihrer Katze festgestellt, gibt es einige Maßnahmen zu beachten. Diese schützen nicht nur Ihre Katze, sondern verhindern auch, dass sich das Virus weiter verbreitet.

Gut zu wissen:
Katzen, bei denen eine FIV-Infektion nachgewiesen wurde, sollten nach Möglichkeit nicht mehr als Freigänger durch die Gegend ziehen. Einerseits können sie das Feline Immundefizienzvirus verbreiten und andere Katzen gefährden. Andererseits finden sich in der Umwelt vielfältige Infektionserreger.

Ansteckung – Wie sollten Sie eine FIV positive Katze halten?

Durch die Immunschwäche sind die Katzen nicht mehr in der Lage, diese abzuwehren. Ebenso ist es nicht sinnvoll, FIV-positive Katzen zu gesunden Katzen zu setzen. Soll eine neue Katze in einem Mehrkatzenhaushalt einziehen, ist eine Quarantäne und ein FIV-Test vor der Zusammenführung empfohlen.

Freigängerkatzen haben ein erhöhtes Risiko an FIV zu erkranken. Darum sollten Freigängerkatzen einmal jährlich und insbesondere nach einer Beißerei auf FIV untersucht werden. Lebt eine FIV-Katze bereits mit anderen Katzen zusammen und ist das soziale Gefüge stabil, muss die Katze nicht aus dem Verband gerissen werden. Solange keine Kämpfe stattfinden, ist die Gefahr einer Übertragung gering.

Das Feline Immundefizienzvirus ist außerhalb des Wirts nur wenige Stunden stabil. Eine Übertragung auf andere Katzen an der Futterstelle ist darum sehr unwahrscheinlich. Es lässt sich mit üblichen Desinfektionsmitteln unschädlich machen, was das Hygienemanagement in einem FIV-Katzenhaushalt erleichtert. Sie sollten darauf achten, das Immunsystem der Katze durch eine gute Ernährung zu unterstützen. Durch ausreichend Mineralstoffe und Vitamine im Futter können Sie der Katze relativ einfach helfen. Das Futter sollte außerdem leicht verdaulich sein, da FIV-positive Katzen häufig Verdauungsprobleme haben.

Wie lange kann eine Katze mit FIV leben?

Die Lebenserwartung von mit dem Virus infizierten Katzen fällt sehr unterschiedlich aus. Eine gute Pflege und Ernährung in Kombination mit einer Behandlung beim Tierarzt ermöglichen den Tieren ein gutes Leben. Durchschnittlich haben FIV-infizierte Katzen keine kürzere Lebensdauer als gesunde Tiere. Zum Beispiel kann das Immunsystem durch ein an Antioxidantien reiches Futter unterstützt werden.

Viele FIV-Katzen, bei denen die Immunabwehr lange stabil bleibt, gehen nicht in das Spätstadium über und haben eine ähnliche Lebenserwartung wie nicht-infizierte Katzen. Die Haltung einer FIV-Katze zusammen mit anderen Haustieren ist möglich. Das Feline Immundefizienzvirus befällt ausschließlich Katzenartige und stellt zum Beispiel für Hunde keine Gefahr dar. Auch der Mensch kann sich nicht infizieren.

fiv katze mit geschlossenen augen
FIV kann nicht auf Hunde oder Menschen übertragen werden.

Behandlung von Katzenaids und Prognose für FIV-positive Katzen

Zu den wichtigsten Maßnahmen bei FIV-positiven Katzen zählt, die Tiere von Infektionserregern fernzuhalten. Eine möglichst stressfreie Haltung und eine hochwertige, artgerechte und gesunde Ernährung unterstützen das Immunsystem. Zudem kommen häufig antivirale Medikamente zum Einsatz, die eine Virusreplikation hemmen sollen.

Nach der akuten und der asymptomatischen Trägerphase, in der häufig keine Behandlung nötig ist, kommt die sogenannte unspezifische Phase. Hier treten die Symptome auf und es kommt zu verschiedenen Sekundärerkrankungen. Dazu zählen zum Beispiel Zahnfleischentzündungen oder Atemwegsinfektionen. Wunden heilen schlechter und es kommt auch zu neurologischen Symptomen wie Ataxie und Lahmheit. Diese Sekundärerkrankungen werden vom Tierarzt behandelt, um die Lebensqualität der Katze zu verbessern.

Eine Impfung gegen FIV ist bisher nicht möglich 

Katzenaids ist nicht heilbar. Die Katze kann das Virus nicht aus dem Körper eliminieren. Treten Infektionen und Erkrankungen auf, sind sie oft schwer zu bekämpfen und verursachen regelmäßige Behandlungskosten. Wie hoch diese ausfallen und wie gut die Katze auf die Behandlung anspricht, hängt von der Art der Erkrankung ab. Eine Impfung ist bisher leider nicht möglich. Ein in den USA verwendeter Impfstoff ist nicht so wirksam wie erwartet. Es können lediglich die Sekundärkrankheiten behandelt werden.

Sie können sich vor hohen Tierarztkosten schützen, indem Sie eine Krankenversicherung für Ihre Katze abschließen.

Tierbesitzer sollten die FIV-positive Katze gut beobachten und auf alle Anzeichen für Infektionen und andere Erkrankungen achten. Die Immunschwäche schreitet langsam voran und Katzen, die sich im mittleren Alter infizieren, können bei guten Haltungsbedingungen mit geringem Infektionsdruck über Jahre symptomlos bleiben. Leidet die Katze an Sekundärinfektionen, müssen diese behandelt werden. Zusätzlich zielt die Therapie darauf ab, das Immunsystem zu stärken und die Vermehrung des Virus zu verlangsamen. Dies ist durch antivirale Medikamente möglich.

Behandlung im Endstadium

In der sogenannten Terminalphase bricht das Immunsystem zusammen. Bakterielle Infektionen können nicht mehr abgewehrt werden. Im Endstadium einer FIV-Erkrankung kann die Lebensqualität der Katzen durch schwere Infektionen, Tumorleiden und andere Krankheiten sowie durch eine kontinuierliche Auszehrung mit Gewichtsverlust stark beeinträchtigt sein. Es können auch Verhaltensstörungen auftreten oder ein Verlust des Augenlichts.

Die Lebenserwartung liegt in diesem Stadium bei weniger als einem Jahr. Die Sekundärerkrankungen sind so schwerwiegend, dass der Leidensdruck in diesem Stadium immer mehr zunimmt. Ist dies der Fall, wird häufig in Erwägung gezogen, die FIV-Katze einschläfern zu lassen. Der Tierarzt wird den Leidensdruck der Katze individuell einschätzen und mit Ihnen gemeinsam eine Entscheidung treffen.

Auch wenn die Krankheit im Endstadium sicherlich Herausforderungen mit sich bringt und die Katze leider kein Freigänger mehr sein kann, lässt sich FIV gut managen. Häufig haben infizierte Tiere einen langen Zeitraum ohne Symptome, und in der unspezifischen Phase lassen sich diese durch eine entsprechende Behandlung und Haltung gut managen. Eine Infektion ist also kein Todesurteil, der Besitzer muss aber bereit sein, die umfangreichen Schutzmaßnahmen und Tierarztbesuche auf sich zu nehmen.

Herausgegeben von

Martin Walter