Die Katze humpelt: Was tun?

Katzen sind äußerst leidensfähige Tiere, die grundsätzlich versuchen, Schmerzen bestmöglich zu verbergen. Wenn eine Katze humpelt, ist dies daher ein ernstzunehmendes Symptom. Eine plötzliche, deutliche Lahmheit deutet auf eine akute Verletzung hin und ist grundsätzlich ein Notfall. Aber auch ein leichtes Humpeln und Lahmheiten, die sich schleichend entwickelt haben, sollten baldmöglichst abgeklärt werden. Mehr über Katzen und ihre Gesundheit erfahren Sie in unserer Rubrik Katzenratgeber.

Humpelnde Katze
Humpelt Ihre Katze aufgrund einer Verletzung ist schnelles Handeln gefragt, um einen schnellen Heilungsverlauf zu ermöglichen. - Pixabay

Mögliche Ursachen für plötzliches Humpeln 

Tritt die Lahmheit plötzlich auf, ist sie in der Regel die Folge eines Traumas. Dabei kann es sich beispielsweise um einen Sturz, Stoß, Schlag, Biss, ein Hängenbleiben oder Einquetschen der Gliedmaße handeln.

Verletzungen der Pfote oder Hüfte durch Sprünge und Bisse

Es gibt einige Verletzungen, die besonders häufig auftreten und für eine Lahmheit verantwortlich sein können. Hier ein kurzer Überblick:

  • Traumatische Verletzungen: Katzen können sich traumatische Verletzungen zuziehen, indem sie aus großer Höhe stürzen oder in Unfälle verwickelt sind. Dies kann zu Knochenbrüchen, Prellungen, Verstauchungen und anderen Verletzungen führen, die Schmerzen und Lahmheit verursachen.
  • Muskelverletzungen: Verletzungen der Muskulatur wie Zerrungen oder Risse können durch übermäßige Aktivität oder Verrenkungen auftreten. Diese Verletzungen können zu Schmerzen und einer geringeren Aktivität der Katze führen.
  • Gelenkverletzungen: Gelenkverletzungen wie Luxationen oder Bänderrisse können dazu führen, dass die Katze humpelt und Schmerzen beim Bewegen hat.
  • Pfotenverletzungen: Schnitte, Kratzer, Fremdkörper (wie Dornen) oder Abszesse in den Pfoten können Lahmheit und Schmerzen verursachen.
  • Wirbelsäulenverletzungen: Verletzungen der Wirbelsäule können zu neurologischen Problemen führen, die die Bewegungsfähigkeit der Katze beeinträchtigen können.
  • Bisswunden: Katzenbisse können tiefe, durchdringende Wunden verursachen, da Katzen scharfe Zähne und Krallen haben. Diese Bisswunden können zu Infektionen führen, da die Mundhöhle von Katzen viele Bakterien enthält.

Probleme beim Auftreten und Laufen durch chronische Krankheiten

Entwickelt sich das Humpeln dagegen über einen mehr oder weniger langen Zeitraum, liegt ein chronischer Prozess vor. In diesen Fällen ist Müdigkeit häufig ein zusätzliches Symptom. Infrage kommen zum Beispiel:

  • Arthritis und Arthrose: Ältere Katzen sind anfälliger für Arthritis oder Arthrose als junge Katzen, was zu Gelenkschmerzen und Lahmheit führen kann.
  • Infektion: Infektionen in den Gelenken oder an anderen Stellen im Körper können Schmerzen und Müdigkeit verursachen.
  • Tumore: Bösartige Tumore können Schmerzen und Müdigkeit verursachen, insbesondere wenn sie auf Nerven oder Gewebe drücken.
  • Toxine: Die Aufnahme von giftigen Substanzen, kann zu gesundheitlichen Problemen führen.
  • Innere Krankheiten: Verschiedene innere Erkrankungen wie Nierenprobleme oder Diabetes können zu Müdigkeit und vermindertem Aktivitätsniveau führen.
  • Infektiöse Krankheiten: Krankheiten wie Feline Leukämie oder Feline Immunodeficiency Virus (FIV) können das Immunsystem der Katze beeinflussen und Müdigkeit verursachen.
  • Stress: Extreme Stresssituationen können zur Folge haben, dass eine Katze lethargisch wird und sich anders verhält.

Schon gewusst?
Gelegentlich treten Lahmheiten nicht aufgrund von Schmerzen, sondern wegen eines neurologischen Problems auf.

Vorder- oder Hinterpfote? Symptome beim Hinken

Eine Lahmheit kann sich auf unterschiedliche Weise und in unterschiedlichem Ausmaß äußern. Auch sind verschiedene Begleitsymptome möglich.

Mögliche Symptome bei Lahmheit

Katzen mit einer Lahmheit zeigen beispielsweise die folgenden Symptome:

  • Entlastung einer Pfote: Häufig sind die Tiere unfähig, ein Bein oder eine Pfote zu belasten. Die Katze schont das betroffene Bein.
  • Schmerzen: Die Katze kann Anzeichen von Schmerzen zeigen, wie z. B. Miauen, Fauchen, Knurren oder Zischen, wenn das verletzte Bein berührt wird oder sie versucht, es zu bewegen.
  • Schwellung und Fieber: Die betroffene Stelle kann anschwellen, was auf eine Entzündung hinweisen kann. Darum ist auch Fieber ein Symptom.
  • Veränderungen im Gang: Die Katze kann ihren Gang verändern, um das schmerzhafte Bein zu entlasten. Dies kann zu einer unsymmetrischen Bewegung führen.
  • Übermäßiges Pflegen: Die Katze kann vermehrt die betroffene Stelle lecken, um Schmerzen zu lindern oder um eine Wunde zu reinigen.
  • Einschränkungen bei Aktivitäten: Humpelnde Katzen neigen dazu, weniger aktiv zu sein und könnten vermehrt schlafen oder ruhen.
  • Rötung oder Verletzungen: In einigen Fällen kann die Haut um die betroffene Stelle gerötet oder verletzt sein, insbesondere wenn es sich um eine äußere Verletzung handelt, wie eine Schnittwunde oder eine Bissverletzung.

 

Je ausgeprägter die Lahmheit und je schlechter das Allgemeinbefinden der Katze ist, desto dringender ist der Tierarztbesuch! Tiefe, offene Wunden und eingespießte Fremdkörper gehören umgehend in die Hände eines Fachmanns.

 

 

Schon gewusst?
Bissverletzungen sind immer ein Notfall, da die im Speichel enthaltenen Bakterien zu schweren Infektionen führen können. Auch, wenn die Wunde auf den ersten Blick klein wirkt, kann sie bis tief ins Gewebe reichen und dort die Ansiedelung von Bakterien ermöglichen.

Schweregrad der Lahmheit

Je nachdem, wie stark die Katze humpelt, wird die Lahmheit einem von vier Schweregraden zugeteilt:

Lahmheit ersten Grades: Das Humpeln ist nur schwer erkennbar.

  • Die Katze humpelt leicht oder zeigt nur geringfügige Lahmheit.
  • Die Lahmheit ist intermittierend, also nicht ständig vorhanden.
  • Die Katze kann das betroffene Bein leicht belasten.
  • Der Gang ist leicht verändert.

Lahmheit zweiten Grades: Die Katze humpelt unübersehbar, belastet aber alle vier Beine.

  • Die Katze zeigt eine mäßige bis deutliche Lahmheit.
  • Die Lahmheit ist konsistenter und kann beim Gehen sichtbar sein.
  • Die Katze vermeidet es, das betroffene Bein stärker zu belasten.
  • Der Gang ist sichtbar beeinträchtigt.

Lahmheit dritten Grades: Eine Gliedmaße wird zwischenzeitig nicht belastet.

  • Die Katze zeigt eine starke Lahmheit, und das betroffene Bein wird kaum oder gar nicht belastet.
  • Die Lahmheit ist deutlich sichtbar und schmerzhaft für die Katze.
  • Die Katze zeigt möglicherweise Schmerzreaktionen wie Miauen oder Knurren.
  • Der Gang ist stark beeinträchtigt und die Katze hinkt möglicherweise.

Lahmheit vierten Grades: Ein Bein wird dauerhaft entlastet.

  • Die Katze ist nahezu nicht in der Lage, das betroffene Bein zu belasten.
  • Die Lahmheit ist stark ausgeprägt und schmerzhaft.
  • Die Katze zeigt starke Schmerzreaktionen wie heftiges Miauen oder Fauchen.
  • Der Gang ist erheblich beeinträchtigt und die Katze kann das betroffene Bein möglicherweise überhaupt nicht verwenden.

Insbesondere bei einer Lahmheit vierten Grades ist von einer schweren Verletzung oder Erkrankung und hochgradigen Schmerzen auszugehen.

Schon gewusst?
Wenn die Katze humpelt, ist ein Fachtierarzt für Kleintierchirurgie der richtige Ansprechpartner.

Diagnostik – Wie erkennt man den Unterschied zwischen Verstauchung und Arthrose?

Zu Beginn der Untersuchung erhebt der Tierarzt oder die Tierärztin eine Anamnese (einen Vorbericht). Dabei wird beispielsweise festgestellt, seit wann die Symptomatik besteht, ob sie akut oder schleichend aufgetreten ist, ob der Besitzer einen Unfall beobachtet hat und ob weitere Krankheitsanzeichen aufgefallen sind. Anschließend folgt die eigentliche Diagnostik. Sie beinhaltet beispielsweise:

  • Begutachtung der Wunde
  • Beurteilung des Gangbildes
  • orthopädische / neurologische Untersuchung
  • Röntgendiagnostik

Gangbild und orthopädische Untersuchung

Sofern weder eine offene Wunde noch ein eingespießter Fremdkörper vorhanden, sondern die Ursache der Lahmheit noch unklar ist, wird sich der Spezialist zunächst das Gangbild der Katze ansehen.

Hierzu lässt er sie am Boden des Behandlungsraums freilaufen und beobachtet ihre Bewegungen. Anschließend folgt die orthopädische Untersuchung, als Erstes werden die gesunden Gliedmaßen abgetastet, im Anschluss erfolgt dann die Untersuchung der betroffenen Gliedmaße, um dann eventuelle Unterschiede, Anomalien, Fraktur, einen Bänder- oder Sehnenriss feststellen zu können.

Neurologische Untersuchung und bildgebende Diagnostik

Kann keine Verletzung ertastet und keine Schmerzreaktion ausgelöst werden, ist häufig eine neurologische Untersuchung angezeigt. Dasselbe gilt, wenn die Lahmheit sich nicht auf ein bestimmtes Bein beschränkt, sondern Gleichgewichtsprobleme zu beobachten sind oder eine Wirbelsäulenproblematik im Raum steht.

In den meisten Fällen folgt eine Röntgenuntersuchung, um die knöchernen Strukturen bildlich darzustellen. Dabei können beispielsweise Fissuren, Frakturen, Luxationen und knöcherne Auftreibungen, aber auch Weichteilschwellungen eindeutig festgestellt und in ihrem Ausmaß beurteilt werden.

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Weitere Maßnahmen

Röntgenbilder gehören auch bei Wunden zur Standarddiagnostik, um eine Knochenbeteiligung auszuschließen. Je nach Befunden können weitere diagnostische Maßnahmen notwendig sein, zum Beispiel:

  • Arthroskopie (Gelenkspiegelung)
  • Computertomographie (CT)
  • Kernspintomographie (MRT = Magnetresonanztomographie)
  • Punktierung (zum Beispiel von Knochengewebe oder Gelenkflüssigkeit)
  • Blutuntersuchung

Erst, wenn eine eindeutige Diagnose steht, kann eine adäquate Therapie eingeleitet werden.

Wichtig: Bei akuten Verletzungen, zum Beispiel Frakturen, Luxationen, Bandscheibenvorfällen, Biss- oder Schnittverletzungen, ist schnelles Handeln unerlässlich: Der Heilungsverlauf würde sich ansonsten massiv verkomplizieren; außerdem hat die Katze starke Schmerzen.

Therapie – Was kann der Tierarzt tun?

Je nach Befund kommen verschiedene Behandlungsmethoden in Betracht. Liegt eine Verletzung vor, sind dies zum Beispiel:

  • Wundversorgung
  • Ruhigstellung der Gliedmaße
  • chirurgischer Eingriff
  • Schmerzmittel
  • Antibiose

Ist eine offene Wunde vorhanden, wird der Tierarzt oder die Tierärztin sie je nach Schweregrad säubern und verbinden oder in einer kurzen Narkose chirurgisch versorgen.

Therapie bei inneren Verletzungen

Bei inneren Verletzungen genügt entweder eine Ruhigstellung oder es ist eine Operation notwendig.
Zudem sind entzündungshemmende Schmerzmittel oft ein wichtiger Bestandteil der Therapie. Ein Antibiotikum ist meist dann erforderlich, wenn eine Infektion vorliegt oder zu befürchten ist.

Wie können chronische Schmerzen behandelt werden?

Im Falle einer chronischen Erkrankung kommen therapeutisch zum Beispiel infrage:

  • Medikamente, die den Krankheitsverlauf verzögern
  • Schmerzmittel
  • Physiotherapie
  • Osteopathie
  • Gewichtsreduktion
  • chirurgischer Eingriff

Je nach Befund ist die zugrundeliegende Katzenkrankheit nicht immer heilbar. Bei chronisch-degenerativen Erkrankungen besteht das Ziel oftmals darin, das weitere Fortschreiten zu verzögern und eine Schmerzfreiheit zu erreichen.
Die Kombination aus geeigneten Medikamenten, alternativmedizinischen Heilverfahren und einer angepassten Fütterung ist besonders erfolgversprechend.

Herausgegeben von

Viktoria Neuber
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