Zahnfleischentzündung bei Katzen: Ursachen, Symptome und wirksame Behandlungsmethoden

Zahnfleischentzündungen, auch als Gingivitis bekannt, sind ein weitverbreitetes Problem bei Katzen. Unbehandelt kann eine Zahnfleischentzündung schwerwiegende Folgen haben, von starken Schmerzen über Zahnausfall bis zu schwerwiegenden Infektionen, die sich auf andere Organe ausbreiten können. Daher ist es wichtig, die Ursachen, Symptome und Behandlungsmethoden frühzeitig zu kennen. In diesem Artikel erfahren Sie alles Wichtige zur Erkennung und Vorbeugung von Zahnfleischerkrankungen bei Katzen

Erste Anzeichen einer Gingivitis erkennen

Rotes Zahnfleisch ist ein Anzeichen©Shutterstock

Die frühzeitige Erkennung von Zahnfleischentzündungen ist essenziell, um das Fortschreiten der Erkrankung zu verhindern. Katzen sind Meister darin, Schmerzen zu verbergen, weshalb selbst auf subtile Veränderungen geachtet werden muss.

Typische erste Anzeichen sind:

  • Rötung und Schwellung des Zahnfleischs
  • Übermäßiger Speichelfluss
  • Mundgeruch (Halitosis)
  • Verminderter Appetit oder selektives Fressen
  • Vermehrtes Pfotenreiben am Maul
  • Verhaltensänderungen wie Reizbarkeit oder Rückzug
  • Lautes Miauen oder Fauchen beim Fressen
  • Schwierigkeiten beim Kauen oder auffälliges Schmatzen
  • Vermehrtes Gähnen, um Schmerzen zu lindern
  • Die Katze frisst nicht oder verweigert Trockenfutter aufgrund von Schmerzen

Unser Tipp: Achten Sie darauf, ob Ihre Katze bevorzugt auf einer Seite kaut oder Trockenfutter meidet – dies könnte ein Hinweis auf Schmerzen im Mundbereich sein. Kontrollieren Sie regelmäßig das Zahnfleisch Ihrer Katze, insbesondere wenn sie Anzeichen von Unwohlsein zeigt.

Warum ist das Zahnfleisch meiner Katze rot?

Rotes Zahnfleisch ist eines der auffälligsten Symptome einer Zahnfleischentzündung. Die starke Rötung entsteht durch eine verstärkte Durchblutung und eine Immunreaktion des Körpers auf Reizungen oder Infektionen. Die Ursachen einer Gingivitis bei Katzen können vielfältig sein:

  • Zahnbelag und/oder Zahnstein
  • Bakterielle Infektionen (das Feline Calicivirus, Herpesvirus)
  • Chronische Entzündungen (z. B. Stomatitis)
  • Ungeeignetes oder minderwertiges Futter
  • Verletzungen im Maulraum durch scharfkantige Knochen oder Spielzeuge
  • Allergische Reaktionen auf bestimmte Futtermittel
  • Erkrankungen des Immunsystems, die eine Entzündung auslösen

Je nach Ursache kann die Rötung des Zahnfleischs vorübergehend sein oder sich zu einer chronischen Entzündung entwickeln. Eine frühzeitige Untersuchung beim Tierarzt ist daher ratsam.

Typische Symptome der Zahnfleischerkrankung

Neben der Rötung des Zahnfleischs gibt es weitere charakteristische Anzeichen einer Zahnfleischentzündung:

  • Zahnfleischbluten, insbesondere beim Fressen oder Zähneputzen
  • Eitriger Ausfluss oder unangenehmer Geruch aus dem Maul
  • Zahnverlust oder lockere Zähne
  • Abmagerung durch mangelnden Appetit
  • Ungepflegtes Fell aufgrund mangelnder Selbstpflege
  • Speichelfluss mit leicht rötlicher Färbung durch Blut
  • Unruhiges Verhalten, Rückzug oder Aggression
  • Vermehrtes Schütteln des Kopfes oder häufiges Lecken an den Lippen
  • Verdauungsprobleme durch unzureichendes Kauen der Nahrung

Unterschied zwischen akuter und chronischer Form

●      Akute Gingivitis: Diese Form tritt plötzlich auf und ist oft die Folge einer Infektion oder Zahnerkrankung. Ein Beispiel ist die katarrhalische Gingivitis bei Katzen, die häufig in Verbindung mit bakteriellen Infektionen, Zahnstein oder Parodontitis auftritt. Auch erosive Gingivitiden können akut verlaufen, wenn sie durch virale Infektionen wie das Feline Calicivirus (FCV) oder das Feline Herpesvirus (FHV-1) ausgelöst werden. Bei frühzeitiger Diagnose und Behandlung ist die akute Gingivitis vollständig heilbar.

●      Chronische Gingivitis: Diese Form entwickelt sich über einen längeren Zeitraum und kann zu bleibenden Schäden führen. Eosinophile Gingivitis, die oft mit allergischen Reaktionen im Rahmen des Eosinophilen-Granulom-Komplexes (EGK) in Verbindung steht, verläuft typischerweise chronisch. Auch die lymphoplasmazelluläre Gingivitis gehört zu den chronischen Formen, da ihre genaue Ursache oft unbekannt ist und sie häufig mit viralen Infektionserregern wie FCV, FeLV und FIV assoziiert wird. Chronische Gingivitiden erfordern eine langfristige Behandlung und regelmäßige Kontrolle, um das Fortschreiten der Entzündung einzudämmen.

Die häufigsten Ursachen für Zahnprobleme

Die häufigsten Ursachen lassen sich in drei Hauptbereiche unterteilen: bakterielle Infektionen und Zahnbelag, virale Auslöser wie das Calicivirus und das Herpesvirus sowie das Fortschreiten einer unbehandelten Gingivitis zur Parodontitis. Ein genauerer Blick auf diese Faktoren hilft, die Entstehung von Zahnproblemen besser zu verstehen und frühzeitig vorbeugende Maßnahmen zu ergreifen.

Bakterielle Infektionen und Zahnbelag

Im Maul der Katze sammeln sich nach dem Fressen Nahrungsreste an, die gemeinsam mit Bakterien einen klebrigen Belag auf den Zähnen bilden – die sogenannte Plaque. Wird diese nicht regelmäßig entfernt, verhärtet sie sich mit der Zeit zu Zahnstein. Die von den Bakterien freigesetzten Giftstoffe reizen das Zahnfleisch und führen zu Entzündungen. Besonders in den Zahnzwischenräumen und am Übergang vom Zahn zum Zahnfleisch bleibt Plaque oft unbemerkt und bietet einen idealen Nährboden für Krankheitserreger.

Calicivirus und Herpesvirus als Auslöser

Infektionen mit dem Felinen Calicivirus (FCV) und dem Felinen Herpesvirus (FHV-1) spielen eine bedeutende Rolle bei der Entstehung von Zahnproblemen. Diese Viren schwächen das Immunsystem der Katze, wodurch sich Bakterien im Maul leichter vermehren können. Das Zahnfleisch wird dadurch anfälliger für Entzündungen, und es kann zu schmerzhaften Schädigungen des Gewebes kommen. Insbesondere das Calicivirus steht in Zusammenhang mit schweren Entzündungen der Maulschleimhaut, die oft chronisch verlaufen.

Von Gingivitis zu Parodontitis

Bleibt eine Zahnfleischentzündung (Gingivitis) unbehandelt, kann sie sich zu einer Parodontitis entwickeln – einer ernsthaften Erkrankung, bei der der Zahnhalteapparat nach und nach zerstört wird. Dabei weiten sich die Entzündungen auf die tieferen Strukturen des Zahnes aus, einschließlich der Wurzelhaut und des Kieferknochens. Dies führt nicht nur zu Schmerzen, sondern auch zu Zahnlockerungen und schließlich zum Zahnverlust. In fortgeschrittenen Fällen können die Bakterien sogar in den Blutkreislauf gelangen und weitere Organe schädigen. Eine frühzeitige Behandlung ist daher essenziell, um die Gesundheit des Gebisses zu erhalten und Folgeschäden zu vermeiden.

Was kann der Tierarzt tun – Behandlungsmöglichkeiten

Der Tierarzt verfügt über verschiedene Behandlungsmöglichkeiten, um Zahnfleischentzündungen bei Katzen mit Medikamenten zu behandeln. Es werden häufig schmerz- und entzündungshemmende Medikamente eingesetzt, um das Wohlbefinden der Katze zu verbessern. Moderne Methoden wie die Lasertherapie können ebenfalls unterstützend wirken, um Entzündungen zu reduzieren. Bei chronischen Entzündungen oder Autoimmunreaktionen kommen Immunmodulatoren zum Einsatz, um das Immunsystem der Katze zu regulieren.

Wann sind Antibiotika notwendig?

Sollte eine bakterielle Infektion vorliegen, kann eine Antibiotikatherapie erforderlich sein, um die Entzündung zu bekämpfen.

Zahnreinigung und operative Eingriffe

Eine professionelle Zahnreinigung unter Narkose ist oft der erste Schritt, um Zahnbelag und Zahnstein gründlich zu entfernen. In schweren Fällen, in denen die Zähne bereits stark geschädigt sind oder Schmerzen verursachen, können Zahnextraktionen notwendig sein.

Kosten der tierärztlichen Behandlung

Behandlung Geschätzte Kosten
Zahnreinigung 100–200 €
Zahnextraktion 50–150 € pro Zahn
Medikamentöse Behandlung 30–80 €

Welche Kosten erstattet eine Tierkrankenversicherung?

Die Katzenkrankenversicherung von Santévet bietet auch im Bereich der Zahnbehandlungen umfassende Leistungen. Ab dem dritten Versicherungsjahr übernimmt Santévet die Kosten für die Zahnsteinentfernung, ein wichtiger Bestandteil der Zahngesundheit, um Entzündungen und Zahnverlust vorzubeugen. Darüber hinaus werden je nach Tarif weitere zahnmedizinische Eingriffe abgedeckt, sofern sie medizinisch notwendig sind – etwa die Behandlung von Zahnfleischentzündungen (Gingivitis) oder das Ziehen stark beschädigter Zähne.

Die Kostenübernahme für Zahnbehandlungen variiert je nach gewähltem Tarif. In der Regel werden bis zu 90 % der anfallenden Kosten erstattet, wobei eine jährliche Obergrenze besteht. Präventive Maßnahmen wie eine regelmäßige Zahnkontrolle oder prophylaktische Behandlungen sind nicht immer automatisch enthalten, können aber durch die jährliche Vorsorgepauschale anteilig gedeckt werden.

Dank dieser Absicherung wird der finanzielle Aufwand für wichtige zahnmedizinische Eingriffe deutlich reduziert, sodass die Zahngesundheit der Katze langfristig gewährleistet werden kann. Ein genauer Blick in die Vertragsdetails hilft, das passende Leistungspaket für die individuellen Bedürfnisse der Katze zu finden.

Natürliche Heilmethoden und Hausmittel

Eine OP kann nötig sein

Neben der tierärztlichen Behandlung gibt es einige natürliche Heilmethoden, die bei einer Erkrankung unterstützend wirken können. Es ist jedoch wichtig, vor der Anwendung von Hausmitteln stets einen Tierarzt zu konsultieren, da nicht alle Naturprodukte für Katzen geeignet sind.

Heilpflanzen

Kokosöl besitzt eine antibakterielle Wirkung und kann sanft auf das Zahnfleisch aufgetragen werden, um Entzündungen zu lindern. Die Anwendung gestaltet sich äußerst einfach und angenehm für die Tiere. Verwenden Sie eine kleine Menge Kokosöl, etwa in der Größe einer Erbse, und massieren Sie die betroffenen Stellen am Zahnfleisch Ihrer Katze mit Ihrem Finger oder einem Wattestäbchen. Falls Ihre Katze keine Gegenstände in Ihrem Maul toleriert, können Sie es auch auf ihre Pfoten geben. Dort wird es oft aufgeleckt.

Aloe-vera-Gel ist bekannt für seine heilenden Eigenschaften und kann ebenfalls auf das Zahnfleisch aufgetragen werden. Das Hausmittel kann bei Zahnfleischentzündungen bei Katzen sehr hilfreich sein. Es wirkt entzündungshemmend, heilungsfördernd und antibakteriell. Das Gel wirkt beruhigend auf entzündetes Zahnfleisch, mildert Schmerzen und fördert die Regeneration des Gewebes. Homöopathische Präparate wie Arnika unterstützen die Heilung und können ebenfalls Schmerzen lindern.

Traumeel und andere alternative Präparate

Auch Traumeel wird eine heilende Wirkung zugeschrieben. Es ist ein homöopathisches Kombinationspräparat, das entzündungshemmend wirkt. Eine sanfte Spülung mit Kamillentee kann helfen, das gereizte Zahnfleisch zu beruhigen und Zahnfleischentzündungen zu reduzieren. Hier muss allerdings 1–2 Mal am Tag eine Anwendung erfolgen. Den Tee können Sie dafür vorbereiten und abkühlen lassen. Dann können Sie ihn entweder vorsichtig auf das Zahnfleisch Ihrer Katze tupfen oder zum Trinkwasser geben.

Propolis, ein Bienenprodukt mit entzündungshemmenden Eigenschaften, kann ebenfalls hilfreich sein. Kolloidales Silber wird als natürliches Antibiotikum genutzt und kann bei bakteriellen Infektionen unterstützen.

Ernährungsempfehlungen bei Zahnproblemen

Eine ausgewogene Ernährung unterstützt die Zahngesundheit:

Welche Nahrung eignet sich bei Entzündungen?

  • Weiches Futter, um Schmerzen beim Kauen zu minimieren
  • Futter mit hohem Feuchtigkeitsgehalt

Spezielle Diät für chronisch kranke Katzen

  • Diäten mit entzündungshemmenden Inhaltsstoffen
  • Verzicht auf Zucker und Getreide, um Plaquebildung zu reduzieren

Vorbeugende Maßnahmen und Zahnpflege

Ein wirksamer Schutz vor infektionsbedingten Zahnfleischentzündungen bei Katzen kann durch regelmäßige Hygienemaßnahmen und gezielte Impfungen erreicht werden. Die Ständige Impfkommission Veterinärmedizin empfiehlt hierbei eine Kombination aus Core- und Non-Core-Impfungen:

Zu den Core-Impfungen zählen der Schutz vor Felinem Herpesvirus (FHV-1), Felinem Calicivirus (FCV) und Felinem Parvovirus (FPV). Die Grundimmunisierung beginnt im Alter von 8, 12 und 16 Lebenswochen sowie nach 15 Lebensmonaten. Anschließend sollte eine Auffrischung je nach Herstellerempfehlung im Abstand von 1 bis 3 Jahren erfolgen.

Bei freilaufenden Katzen wird zusätzlich eine Non-Core-Impfung gegen das Feline Leukämievirus (FeLV) empfohlen, die nach einem negativen Testergebnis ab der 8. Lebenswoche verabreicht werden kann. Eine zweite Impfung folgt etwa einen Monat später, mit einer abschließenden Injektion nach einem Jahr.

Für das Feline Immundefizienz-Virus (FIV) existiert derzeit keine Impfung, weshalb bei diesem Erreger besondere Vorsichtsmaßnahmen getroffen werden sollten.

Tägliche Mundhygiene richtig durchführen

Regelmäßige Zahnpflege spielt eine entscheidende Rolle bei der Vorbeugung von Zahnfleischentzündungen. Eine tägliche Mundhygiene mit speziellen Zahnbürsten und Zahnpasta für Katzen kann helfen, Zahnbelag zu entfernen und die Zähne gesund zu halten. Zahnpflege-Snacks sind eine einfache Möglichkeit, um Zahnbelag zu reduzieren und die Mundgesundheit zu fördern. Enzymatische Zahngels können ebenfalls auf die Zähne aufgetragen werden, um Plaque aufzulösen.

Regelmäßige Kontrollen beim Tierarzt

Neben der häuslichen Pflege sind regelmäßige tierärztliche Kontrollen essenziell, um Zahnprobleme frühzeitig zu erkennen und zu behandeln. Eine artgerechte Ernährung mit rohem Fleisch oder speziellen Zahnpflege-Trockenfuttern kann ebenfalls zur Zahngesundheit beitragen. Falls eine Katze das Zähneputzen nicht toleriert, können Alternativen wie Zahnpflege-Gels oder spezielle Futtersorten eine sinnvolle Ergänzung sein.

Einige Katzenrassen neigen genetisch bedingt häufiger zu Zahnfleischentzündungen als andere. Besonders betroffen sind Rassen wie Maine Coon, Perserkatzen und Siamkatzen. Auch Bengalen und Abessinier zeigen eine gewisse Anfälligkeit für diese Erkrankungen. Diese Rassen haben oft empfindlicheres Zahnfleisch oder ein Immunsystem, das stärker auf Plaque und Bakterien reagiert. Besitzer:innen dieser Rassen sollten daher ganz besonders auf eine gute Zahnpflege achten und regelmäßige Kontrollen beim Tierarzt einplanen.

Quellen:

https://www.ausliebezumhaustier.de/katzen-gesundheit/zahnfleischentzuendung-katze

https://www.petolo.de/ratgeber/katzen/zahnfleischentzuendung-katze/

https://mycannaby.de/blogs/magazin/zahnfleischentzuendung-katze-hausmittel