Was ist Cortison und wann wird es angewendet?
Als Cortison werden Glukokortikoide mit entzündungshemmender und immunsuppressiver Wirkung bezeichnet. Im Körper eines gesunden Hundes wird Cortison in der Nebennierenrinde produziert – zunächst in inaktiver Form. Durch die Umwandlung in Cortisol erhält das Hormon seine Wirkfähigkeit. Es gelangt in den Blutkreislauf und zu den verschiedenen Organen. Dort wirkt es auf alle Zellen, die über entsprechende Glukokortikoid-Rezeptoren verfügen.
Das Cortison wird auch als „Stresshormon“ bezeichnet, da es in Stress- oder Gefahrensituationen vermehrt freigesetzt wird. Der Stoffwechsel wird angekurbelt und der Organismus ist fähig, Energie aus den körpereigenen Reserven zu beziehen. Herz-, Muskel- und Gehirnaktivität sind erhöht, um den Körper auf Flucht oder Kampf vorzubereiten. Die Körpertemperatur steigt an und das Schmerzempfinden reduziert sich.
Der Überbegriff Cortison bezeichnet aber auch eine Reihe von synthetischen Glukokortikoiden, die dem Hund als Medikament verabreicht werden können. Viele Krankheiten, die auf Entzündungsprozessen beruhen, allergische Reaktionen sowie Autoimmunerkrankungen lassen sich mit Glukokortikoiden behandeln.
Die synthetischen Glukokortikoide wurden entwickelt, um die Wirkung von Cortison für therapeutische Zwecke zu optimieren. Eine selektivere Wirkung und die Reduktion von Nebenwirkungen sind das Ziel. Inzwischen existieren verschiedene Varianten von Glukokortikoiden für unterschiedliche Anwendungsgebiete.
Glukokortikoide für den Hund werden zum Beispiel nach ihrer Wirkdauer eingeteilt. Kurzwirksame Cortisone sind zum Beispiel Prednisolon oder Hydrocortison mit Halbwertszeiten von acht bis 36 Stunden. Dexamethason gilt als mittellang wirkendes Cortison und besitzt eine Wirkdauer von über 48 Stunden. Zudem existieren Langzeitcortisone, deren Effekte über mehrere Wochen anhalten.
Cortisone für den Hund können je nach Erkrankung in Form von Tabletten, Sprays, Salben oder Injektionen verabreicht werden. Der Tierarzt entscheidet, welche Variante, Dosierung und Anwendungsdauer für das Krankheitsbild des Tieres am besten geeignet ist.
Sehr häufig kommt bei Kleintieren Prednisolon in Tablettenform zum Einsatz. Die regelmäßige Gabe des Medikaments ein oder zweimal pro Tag bietet eine bessere Kontrolle als Depot-Präparate.
Anwendungsgebiete von Cortison beim Hund
Die Anwendungsgebiete von Glukokortikoiden beim Hund sind vielfältig. Wichtig ist, dass Glukokortikoide immer von einem Tierarzt verordnet werden. Der Therapieplan sollte strikt befolgt werden. Regelmäßige Kontrollen, um die Dosierung bei Bedarf anzupassen, sind nötig, da bei längerer Anwendung mit Nebenwirkungen zu rechnen ist. Haupteinsatzgebiet für Cortison beim Hund ist die Hemmung von Entzündungen oder Immunreaktionen:
- entzündliche Erkrankungen des Bewegungsapparates
- entzündliche Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts (z. B. IBD)
- allergische Erkrankungen (z. B. Atopie)
- autoimmune Erkrankungen
- Hypoadrenokortizismus (Nebennierenrindeninsuffizienz)
- entzündliche/allergische Atemwegserkrankungen
Cortisone beim Hund werden individuell dosiert. Schweregrad der Erkrankung, Krankheitsverlauf und Ansprechen des Tieres auf die Therapie spielen eine Rolle. Zudem wird immer die kürzeste vertretbare Therapiedauer gewählt. In manchen Fällen ist eine Kombination mit anderen Medikamenten möglich, wodurch Nebenwirkungen reduziert werden können.
Wie schnell wirkt Cortison beim Hund?
Cortisone haben sowohl eine sofortige Wirkung als auch Effekte, die nach 20 bis 30 Minuten oder sogar erst nach Tagen einsetzen. Die sofortige Wirkung beruht auf einer Stabilisierung der Zellmembranen im gesamten Organismus. Dieser Effekt wird sich beispielsweise zunutze gemacht, wenn Schwellungen aufgrund einer schweren allergischen Reaktion verhindert werden sollen.
Daneben existieren die genomischen Mechanismen. Die Cortisone binden sich an die Glukokortikoid-Rezeptoren im Zytosol der Körperzellen des Hundes, gelangen in den Zellkern und verändern dort die Genexpression und somit auch die Eiweißproduktion der Zelle. Stoffwechselvorgänge werden so modifiziert. Auf diesen Effekt beruhen die Hauptwirkeigenschaften der Medikamente.
Nebenwirkungen von Cortison beim Hund
Bei der kurzzeitigen Anwendung eines Glukokortikoids (beispielsweise bei der Behandlung einer allergischen Reaktion nach einem Insektenstich) sind die Nebenwirkungen von Cortison in der Regel nicht gravierend und verschwinden, sobald die Therapie beendet ist. Durch Cortison können Hunde hecheln sowie einen starken Appetit oder Durst entwickeln.
Bei der Langzeitanwendung, zum Beispiel bei einer chronischen Erkrankung, können die Glukokortikoid-Nebenwirkungen jedoch Probleme verursachen. Sind die unerwünschten Wirkungen schwerwiegend, muss die Behandlung abgebrochen werden.
Typische Nebenwirkungen von Cortison beim Hund sind:
- Veränderung von Haut und Fell (rissige Haut, Fellverlust)
- Erbrechen und/oder Durchfall
- Geschwüre der Magen- oder Darmschleimhäute
- Abbau der Muskulatur
- Polydipsie/Polyurie (starker Durst/vermehrter Harnabsatz)
- Leberwertveränderungen
- Verhaltensänderungen (z. B. Lethargie oder Aggression)
- Fetteinlagerungen
- Gewichtszunahme
- Verschlimmerung oder Auslösen einer Diabetes-Erkrankung
- Wundheilungsstörungen
- erhöhtes Risiko für Infektionen
Kommt es zu starken Nebenwirkungen durch Cortison bei Hunden, darf das Medikament jedoch nicht einfach abgesetzt werden. Soll die Therapie beendet oder pausiert werden, müssen Glukokortikoide langsam ausgeschlichen werden, da es bei den Hunden sonst zu einer lebensgefährlichen Addison-Krise (akute Nebenniereninsuffizienz) kommen kann.
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Cortison ausschleichen: Das ist zu beachten!
Die Cortison-Produktion der Nebennierenrinde wird über einen Feedback-Mechanismus gesteuert. Wird Cortison benötigt, entlässt der Hypothalamus (Teil des Zwischenhirns) das Corticotropin-Releasing-Hormon (CRH). Dieses bewirkt die Ausschüttung von ACTH (adrenocorticotropes Hormon) aus der Hirnanhangdrüse (Hypophyse). Das ACTH letztendlich stimuliert die Cortison-Produktion in der Nebennierenrinde.
Ist viel Cortison vorhanden, reagieren Hypothalamus und Hypophyse mit einer Reduktion der produktionsfördernden Hormone. Dies geschieht auch, wenn dem Körper von außen Cortison zugeführt wird. Die Produktion von körpereigenem Cortison in der Nebenniere ist unterdrückt. Nach einem abrupten Therapieabbruch steht dem Körper daher nicht genügend Cortison zur Verfügung und die Symptome eines Cortison-Mangelzustands treten auf:
- sinkende Stresstoleranz
- Abgeschlagenheit
- Zittern
- Durchfall/Erbrechen
- Blutdruckabfall
- Dehydratation
- verlangsamter Herzschlag
Das Ausschleichen von Cortison beim Hund erfolgt nach bestimmten Protokollen. Diese sind abhängig vom ursprünglichen Therapieplan. Die Dosis des Medikaments wird beim Ausschleichen immer um einen gewissen Anteil reduziert, bis der Organismus die körpereigene Produktion angepasst hat.
Das Ausschleichen ist nötig, wenn Cortisone in hohen Konzentrationen oder über einen längeren Zeitraum angewendet wurden.