Hintergründe: Was bedeutet Grauer Star bei Hunden?
Ihr Hund fängt zugeworfene Leckerlis nicht mehr auf? Er hat Probleme über die Bordsteinkante zu kommen und auch Treppen bereiten ihm auf einmal Probleme? Dies sind erste Anzeichen für eine Minderung des Sehvermögens. Es ist wichtig, Krankheiten wie den Grauen Star schnell zu behandeln. Die Netzhaut wird durch die Krankheit geschädigt und kann leider nicht regeneriert werden.
Das Auge ist ein komplexes Organ, dessen einzelne Strukturen in einem Zusammenspiel miteinander stehen. Bereits durch kleine Veränderungen kann dieses Gleichgewicht gestört werden. Das ins Auge einfallende Licht wird mehrmals gebrochen und anschließend in einem Punkt auf der Netzhaut gebündelt, sodass ein scharfes Bild entsteht. Die Lichtbrechung erfolgt zunächst an der Hornhaut, anschließend im Kammerwasser, in der Linse und schließlich im Glaskörper.
Doch die Linse hat neben der Lichtbrechung noch eine andere wichtige Eigenschaft: Sie kann ihre Form verändern und die Intensität der Lichtbrechung dadurch stark beeinflussen. Auf die Weise ermöglicht sie es dem Betrachter, Objekte in unterschiedlichen Entfernungen scharf zu sehen: Wird ein Punkt dicht vor dem Augapfel fixiert, nimmt die Linse eine kugelförmige Gestalt an und sorgt für eine starke Brechung des einfallenden Lichts. Beim Blick in die Ferne hingegen flacht sie sich ab.
Durch eine Linsentrübung erscheint das Bild verschleiert und die Linse verliert an Elastizität. Beides beeinträchtigt die Sehfähigkeit zunehmend. Wenn Sie den Verdacht haben, dass Ihr Hund unter einer Sehstörung leidet, sollten Sie schnellstmöglich einen Tierarzt aufsuchen. Wenn eine Erkrankung frühzeitig behandelt wird, verbessert sich die Chance, Sehvermögen zu erhalten.
Schon gewusst?
Ein grauer Star ist beim Hund nicht immer eine typische Alterserscheinung. Er sollte grundsätzlich tierärztlich abgeklärt werden!
Mögliche Ursachen für einen Grauen Star bei Hunden
Der Graue Star kann durch verschiedene Auslöser entstehen. Es wird zwischen dem primären Grauen Star und dem sekundären Grauen Star unterschieden. Die Trübung der Augenlinse beginnt beim primären Grauen Star, ohne dass eine andere Ursache vorliegt. Die Erkrankung kann angeboren oder im Alter bei bestimmten Hunderassen auftreten. Die Erkrankung ist in diesem Fall eine altersbedingte Erscheinung. Der erworbene Graue Star (auch sekundärer grauer Star genannt) kann durch verschiedene Dinge ausgelöst werden:
- Stoffwechselstörung (zum Beispiel Diabetes mellitus)
- Augenerkrankung (zum Beispiel Netzhautschädigung, Uveitis)
- Augenverletzung
Neben diversen Krankheiten und Verletzungen kann eine genetische Komponente zur Entwicklung einer Katarakt führen. In diesem Fall spricht man von einem hereditären Grauen Star. Das Auftreten der Erkrankung ist eine Veranlagung des Hundes. Häufig betroffene Rassen sind zum Beispiel Dackel, Pudel, Golden Retriever, Zwergschnauzer, Afghanen und Cocker Spaniel. Diese Rassen können bereits in jungen Jahren zu einer Erkrankung neigen. Sie können innerhalb von ein bis zwei Wochen erblinden. Es ist wichtig, hier unmittelbar auf die ersten Anzeichen zu reagieren, da sie sonst zu schwerwiegenden Verläufen führen können. Der Gen-Defekt kann auch bei nicht reinrassigen Hunden auftreten.
Symptome beim Grauen Star
Grauer Star beim Hund ist ab einem gewissen Stadium mit bloßem Auge zu erkennen: Die Linse ist weiß bis bläulich verfärbt. Bis zur vollständigen Eintrübung können je nach Ursache ein bis zwei Wochen, mehrere Monate oder sogar Jahre vergehen. Aber Achtung: Mit einer Blickdiagnose ist es nicht getan.
Ein erstes Anzeichen für Probleme beim Sehen sind ein verändertes Verhalten. Der Hund hat Probleme sich zu orientieren, insbesondere im Dunkeln oder bei schwierigen Lichtverhältnissen. Beim Laufen in der Wohnung stößt er sich an Gegenständen. Sollten Sie diese Anzeichen bemerken, vereinbaren Sie einen Termin bei Ihrem Tierarzt.
Trübe Augen beim Hund = Grauer Star?
Eine Katarakt darf nicht mit anderweitigen Linsenverfärbungen verwechselt werden. Es kommen verschiedene Ursachen infrage. Insbesondere ist hier die Linsensklerose zu nennen, welche zu einer altersbedingten Ergrauung führt, ohne jedoch dabei die Sehfähigkeit zu beeinträchtigen. Eine Uveitis (Entzündung der mittleren Augenhaut) führt oft zu einer rötlichen Verfärbung der Linse.
Aufgrund dieser verschiedenen Möglichkeiten für eine Trübung der Linse ist es unbedingt notwendig, das Tier untersuchen zu lassen. Denn auch andere Erkrankungen sollten behandelt werden, um die Lebensqualität Ihres Hundes zu verbessern.
Symptome bei Sehstörungen
Eine beginnende Trübung der Linse, die noch nicht eindeutig zu sehen ist, kann sich auch anderweitig äußern: Augenkrankheiten, die mit einer Verschlechterung der Sehfähigkeit einhergehen, führen zu typischen Verhaltensauffälligkeiten. Dazu gehören:
- Lichtempfindlichkeit
- Orientierungsprobleme bei Dunkelheit
- vermehrtes Anstoßen an Gegenstände
- verminderte Aktivität
- Unsicherheit in fremden oder veränderten Umgebungen
- Schreckhaftigkeit
Durch den verstreuten Lichteinfall auf die Netzhaut fühlen sich betroffene Hunde leicht geblendet. Bei Sonne oder plötzlicher Beleuchtung kneifen sie vermehrt die Augen zusammen oder suchen einen weniger hellen Bereich auf.
Durch das eingeschränkte Sehvermögen kommt es vor allem bei Dunkelheit zu Orientierungsproblemen, dem Übersehen von Gegenständen und einer vorsichtigen, ruhigen Fortbewegung. Manche Hunde reagieren auch schreckhaft auf Berührungen, da sie die jeweilige Person nicht haben kommen sehen.
Sie können die Augen Ihres Hundes auch selbst überprüfen, zum Beispiel wenn er zu einer besonders gefährdeten Rasse gehört. Dabei sollten Sie auf folgendes achten:
- Zu Beginn der Krankheit sind kleine Flecken zu beobachten. Sie verursachen eine Trübung der Linse.
- Diese Flecken werden beim Fortschreiten der Krankheit größer.
- Der Augenhintergrund ist nicht mehr erkennbar.
- Anschließend beginnt die Auflösung der Augenlinse. Die Folge ist eine schwere Augenentzündung.
- Die Entzündung ist schmerzhaft und führt zu einer Rötung und Schwellung des Auges.
- Bei fortschreitender Krankheit kann sich die Linse verschieben. Dadurch entwickelt sich der sehr schmerzhafte Grüne Star. Eine Operation ist nun unumgänglich.
Diagnostik und Behandlung: Welche Untersuchungen führt der Tierarzt durch?
Selbst wenn die Linsentrübung unübersehbar ist: Eine ausführliche tierärztliche Diagnostik ist unerlässlich, um eine eindeutige und vollständige Diagnose zu stellen. Hierbei werden auch andere Erkrankungen ausgeschlossen. Die gute Nachricht: ein frühzeitig erkannter grauer Star ist hervorragend behandelbar. Darum zögern Sie bei einem ersten Verdacht nicht, einen Termin zu vereinbaren.
Augenuntersuchung zum Erkennen vom Katarakt beim Hund
Zunächst ist eine eingehende Untersuchung der Augen durch einen Spezialisten erforderlich: Schließlich tritt der Graue Star oft infolge von oder in Verbindung mit anderweitigen Augenveränderungen auf. Ihr Tierarzt kann Sie im Bedarfsfall an einen Spezialisten in Ihrer Region verweisen.
Eine Augenuntersuchung beinhaltet beispielsweise:
- Adspektion (Betrachtung) mit einem Ophthalmoskop
- Anfärbung des Auges: Untersuchung auf Hornhautverletzungen
- Prüfung der Reflexe, zum Beispiel des Pupillar- und Drohreflexes
- Tonoskopie: Messung des Augeninnendrucks
- Gonioskopie: Untersuchung der Kammerwinkel
- Schirmer-Tränentest: Messung der Tränenproduktion
- Spaltlampendiagnostik: Untersuchung der verschiedenen Ebenen im Auge
- Elektroretinogramm (ERG): Untersuchung der Netzhaut
- Ultraschall: Untersuchung der hinter der Linse befindlichen Bereiche
Das ist eine relativ lange Liste- eine umfassende Untersuchung ist aber wichtig: Weitere Augenveränderungen neben dem Grauen Star dürfen nicht übersehen werden. Einerseits, da sie mitunter ebenfalls behandlungsbedürftig sind und andererseits, da die Erfolgsaussichten eines operativen Eingriffs davon abhängig sein können.
Schon gewusst?
Ob Grauer Star oder Bindehautentzündung: Bei Augenveränderungen aller Art empfiehlt sich der Besuch bei einem Fachtierarzt für Augenheilkunde (Ophthalmologie).
Weitere Diagnostik bei einer Linsentrübung
Neben anderweitigen Augenerkrankungen muss eine systemische Grunderkrankung als Ursache für die Linsentrübung ausgeschlossen werden. Keinesfalls sollte Grauer Star beim Hund blindlings dem Alter oder der Veranlagung zugeschrieben werden: Gerade im Alter neigen Hunde zu verschiedenen Erkrankungen, die unter anderem zu einer Katarakt führen können.
Neben einer gründlichen Allgemeinuntersuchung eignen sich Blut- und Urinuntersuchungen als weiterführende Diagnostik. In diesem Schritt kann dann festgestellt werden, ob zum Beispiel eine Diabetes-Erkrankung der Auslöser ist. Diese muss natürlich unbedingt ebenfalls behandelt werden.
Er wird nicht verschwinden – Wie den Grauen Star behandeln?
Bei Hunden kann der Graue Star nicht effektiv mit Medikamenten behandelt werden. Die einzige Möglichkeit, einen Grauen Star zu therapieren, ist eine Operation. Leider ist nicht jeder Graue Star operabel. Analog zum Eingriff beim Menschen wird die eingetrübte Linse entfernt und durch eine Kunstlinse ersetzt.
Diese Prozedur ist nur sinnvoll, wenn die Netzhaut nicht geschädigt ist. Diese wird durch den Eingriff nämlich nicht repariert. Bevor Sie sich für eine Operation entscheiden, wird Sie der Tierarzt über die zu erwartenden Resultate aufklären. Die Kosten für die Operation eines Grauen Stars können Sie sich mit der Hundekrankenversicherung von Santévet einfach zurückerstatten lassen.
Wie läuft der Eingriff ab und was kostet die OP?
Der Eingriff wird von einem spezialisierten Tierarzt unter einem Operationsmikroskop durchgeführt. Er erfolgt unter Vollnarkose. Die trübe Linse wird zertrümmert und durch einen kleinen Schnitt am Auge abgesaugt. Dann wird eine künstliche Linse eingesetzt. Diese Kunstlinsen haben einige klare Vorteile:
- Sie verbessern das Sehvermögen deutlich (im Nahbereich).
- Komplikationen mit künstlichen Linsen sind gering.
- Es handelt sich um einen Langzeiterfolg, es ist kein weiterer Eingriff nötig.
Selbst Hunde, die vorher fast vollkommen blind waren, können nach einem Eingriff wieder sehen. Es handelt sich um eine ambulante Behadlung. Der Hund darf am selben Tag wieder nach Hause; muss allerdings in den nächsten zwei bis drei Wochen sehr gut beaufsichtigt und konsequent nachbehandelt werden.
Letzteres erfolgt insbesondere durch die engmaschige Eingabe von Augentropfen. Es besteht das Risiko einer Augenentzündung. Ansonsten sind mehrmalige Nachuntersuchungen durch den Augenspezialisten unerlässlich. Durch diese aufwendige Behandlung entstehen erneut Tierarztkosten.
Tipp:
Obwohl blinde Hunde gut zurechtkommen können, wird ihre Lebensqualität erheblich gesteigert, wenn sie ihre Sehfähigkeit durch eine Operation zurückgewinnen.
Ist bei Grauem Star eine Operation notwendig?
Wenn keine Operation erfolgt, erblindet der Hund zwangsläufig. Jeder Hund geht mit dieser Behinderung anders um. Einige Tiere stellen sich besser an als andere. Für die Kommunikation mit den Besitzern und mit Artgenossen ist das Sehen von großer Bedeutung. Hier kommen also neue Herausforderungen auf Sie und das Tier zu.
Auch zur Orientierung benutzt der Hund seine Augen. Nach einer Erblindung muss er sich auf seine verbleibenden Sinne verlassen. Er kann schließlich noch hören, riechen und tasten. In einer ungewohnten Umgebung reicht dies aber nicht aus. Der Hund reagiert vorsichtig und legt kein ungehindertes Verhalten mehr an den Tag.
Der Leidensdruck ist allerdings nicht so groß, dass man übers einschläfern nachdenken müsste. Selbstverständlich ist die Lebensqualität jedoch mit Sehvermögen besser. Wenn eine Operation möglich ist, sollten Sie diese also auf jeden Fall in Betracht ziehen.
Erfolgt (aus welchem Grund auch immer) keine Operation, sollte der Hund lebenslang Augentropfen bekommen, um das Risiko der genannten Komplikation zu senken. Bei ausbleibender Therapie erblindet der Hund nicht nur, sondern es sind auch verschiedene Folgeerkrankungen möglich. Dazu gehören:
- Uveitis
- Loslösung der Linse
- Glaukom (Grüner Star)
Insbesondere der grüne Star ist sehr schmerzhaft und muss dringend operiert werden. Hier verschiebt sich die Linse.
Die Kosten für die Operation eines grauen Stars können Sie sich mit der Hundekrankenversicherung von SantéVet einfach zurückerstatten lassen.
Prävention: Wie kann man dem Grauen Star vorbeugen?
Leider gibt es wie bereits erwähnt keine Alternative zu einer Operation. Es können aber einige Maßnahmen getroffen werden, um die Augen ihres besten Freundes zu schützen und eine Erkrankung zu verhindern:
- Wenn Sie häufig in den Bergen oder im Schnee unterwegs sind, lohnt sich die Anschaffung einer Sonnenbrille. Es gibt spezielle Modelle für Hunde.
- Zigaretten sind erwiesenermaßen schädlich für die Augen von Hunden. Vermeiden Sie es in der Nähe der Tiere zu rauchen.
- Eine ausgewogene und gesunde Ernährung trägt zum allgemeinen Wohlbefinden bei. Ausreichend Vitamine sind wichtig für die Gesundheit der Augen. Zusätzlich wird einem Auslöser für den Grauen Star vorgebeugt: Diabetes Mellitus.
Vollkommen verhindern oder mit Medikamenten behandeln lässt sich der Graue Star leider nicht. Es bestehen gute Heilungschancen, bei einer frühzeitigen Erkennung der Krankheit. In diesem Fall kann durch eine Operation die Lebensqualität des Hundes entscheidend verbessert werden. Trotzdem ist weiterhin eine Behandlung nötig.
Sollte der Graue Star nicht operabel sein, ist dies keineswegs ein Todesurteil für Ihren Vierbeiner. Die anderen Sinne springen ein und in seiner gewohnten Umgebung kommt der Hund weiterhin gut zurecht. Auch in diesem Fall ist eine Behandlung mit Augentropfen nötig, um Entzündungen vorzubeugen.