Alles über den Blindenführhund

Am 29. Januar feiern wir den diesjährigen Tag des Blindenhundes. Doch was hat es damit auf sich? Seit wann werden Blindenhunde ausgebildet, welche Funktion haben sie in unserer Gesellschaft und welche Eigenschaften sollten diese ganz speziellen Hunde mitbringen? Dies und mehr erfahren Sie im folgenden Artikel.

Zur Geschichte

Ende Januar wird der Tag des Blindenhundes nun seit über 90 Jahren gefeiert. Dieser geht auf die Gründung der ersten amerikanischen Hundeschule zur Ausbildung von Blindenführhunden im Jahre 1929 zurück. Bereits einige Jahre zuvor im Jahre 1916 öffnete die erste deutsche Blindenführhundeschule in Oldenburg, und 7 Jahre später eine weitere in Potsdam.

Danke eines Artikels der US-Journalistin Dorothy Harrison Eustis, den Sie 1927 über die Oldenburger Hundeschule schrieb und der in der "Saturday Evening Post" veröffentlicht wurde, entstand daraufhin The Seeing Eye in den USA. Zunächst wurde die Ausbildung oft mit brutalen Methoden wie der Hundepeitsche vorgenommen, diese wurden bald jedoch humaner und tierfreundlicher. 

Heute leben in Deutschland etwa 2.500 Blindenführhunde.

 

Ausbildung

Die Ausbildung eines Welpen zum trainierten und voll ausgebildeten Blindenführhund dauert bis zu 18 Monaten an. Dabei muss der Hund sein Können unter Beweis stellen und sich als vertrauensvoller, zuverlässiger Begleiter profilieren.

Während seiner Ausbildung lernt er bis zu 75 verschiedene Hörzeichen, die es später im Alltag gilt im richtigen Moment umzusetzen. Mit den erlernten Kommandos lernt auch die Führungsperson ihren Hund zu führen. Der Prozess der Eingewohnung der beiden kann einige Wochen oder Monate in Anspruch nehmen, damit sie sich am Ende vollends aufeinander verlassen können und eine geschlossene Einheit bilden können.

Schon gewusst?

​Ein “Gespann” ist die Bezeichnung für das Gespann aus Blindenführhund und Führungsperson.

Die jungen Hunde durchlaufen mit etwas 8 Wochen verschiedene Tests. Verlaufen diese zufriedenstellend wachsen die Hunde etwa 1 Jahr in Gastfamilien auf, die sich bereit erklären die Hunde nach bestimmten Regeln aufzuziehen. Anschließend folgt ein intensives mehrmonatiges Training mit Hund und Profi: die Begleithundeausbildung. Als letzte Etappe der Ausbildung trainieren Hunde und zukünftige Partner mehrere Wochen miteinander, um sich aufeinandner einzuspielen.

Ein Mensch muss sich stets zu 100 % auf ihn verlassen können und Leben hängen von seinem Talent ab. Nach §33 SGB V gelten Blindenhunde sogar als gesetzlich lebendes “Hilfsmittel”.

In Deutschland übernehmen Krankenkassen oft die Kosten eines Blindenführhundes, die sich von etwa 20.000 bis 30.000 € erstrecken können. 

 

Intelligenz & Gehorsam

Blindenführhunde werden so ausgebildet und trainiert, dass es vorkommen kann, dass sie manche Befehle der Führungsperson verweigern. Dies geschieht beispielsweise dann, wenn eine besondere Gefahr besteht, wegen welcher der Hunde den Befehl nicht ausführen kann. Wenn etwa ein Kommando wie „Geradeaus“ gegeben wurde, bleibt der Hund selbstständig stehen, wenn sich ein Fahrzeug oder eine andere Gefahr nähert. Dieses antrainierte Verhalten wird "intelligenter Ungehorsam" genannt. Auch Hindernissen weichen die Tiere eigenständig und automatisch aus. Dies können Pfützen, große Steine, geparkte Fahrräder, Bordsteine oder Straßenschilder sein. Besonders wichtig für die geführte Person ist dabei, dass der Hund auch Hindernisse einkalkuliert, die sich auf Kopfhöhe des Menschen befinden. Auch auf diese Hürde wird der Blindenhund während seiner Ausbildung vorbereitet und trainiert.

 

Schon gewusst?

Blindenführhunde gehen nach 7-10 Jahren in Rente und werden dann durch einen jüngeren Hund ersetzt.

 

Treue Begleiter

Der Assistenzhund ermöglicht unsere blinden Mitmenschen oder für solche mit beträchtlicher Einschränkung des Sehvermögens eine Teilhabe am täglichen Leben. Und dies auf eine selbstbestimmte, eigenständige und beinahe unabhängige Art anderer Mitmenschen. Hund und Menschen bilden eine geschlossene Einheit.

 

Für die Teilnahme am Straßenverkehr (z. B. für das Finden der richtigen Buslinie oder das gefahrlose Überqueren einer viel befahrenen Straße) ist ein Blindenhund unverzichtbar. Sie garantieren Ihrem Halter Sicherheit und Selbstbestimmung im Leben.

Schon gewusst?

Blindenhunde genießen durch ihre wichtige Rolle einen außergewöhnlichen Status in der Gesellschaft. Vielleicht sind Ihnen die Schilder im Alltag schon aufgefallen. Bei allgemein gültigen Zutrittsverbote in Gebäuden im öffentlichen Raum sind Blindenhunde ausgenommen.

 

Friedlich, sozial und belastbar

Schon vor der Ausbildung ist es von großer Wichtigkeit die passenden Hunde zu identifizieren. Denn nicht jede Rasse eignet sich als zuverlässiger Blindenführhund. Rassen wie der Golden Retriever, Labrador und der Deutsche Schäferhund eignen sich zusammen mit Riesenschnauzern besonders gut für diese Rolle, da sie die benötigten Eigenschaften in sich tragen.

Insbesondere vereinen diese Rassen eine hervorragende Fähigkeit darin sich auf ihren Partner oder ihre Partnerin einzulassen und eine innige Beziehung aufzubauen. Ein starkes Vertrauenverhältnis der beiden bildet das A und O.

In der Regel ist ein Hund mit einer Schulterhöhe von 50 bis 65 cm ideal, da dieser groß genug ist, damit die zu leitende Person ihre normale Körperhaltung bewahren kann.

Charakterstärken wie eine hohe Belastbarkeit, Intelligenz und Nervenstärke sind ein Muss. Des Weiteren sind es stets Hunderassen mit friedlichem und sozialen Wesen, die für diese bedeutende Aufgabe sehr geeignet sind. 

Ihre Intelligenz stellen ausgebildete Hunde beispielsweise unter Beweis, indem sie fähig sind zwischen links und rechts zu unterscheiden. Aber nicht nur das, ihr Führer kann zudem Kommandos geben, damit ihr Hund Briefkästen, Zebrastreifen oder Ampeln findet. Diese und ähnliche Begriffe sind für den Hund kein Problem und werden mit Bravour gemeistert. Der Hund kommt also einem "tierischen Navigationssystem" recht nah.

 

Wichtiger Hinweis

Wie sollte man sich bei einer Begegnung mit Mensch und Blindenführhund am besten verhalten?

  • Machen Sie den Weg frei!

  • Auch wenn es schwer fällt, bitte nicht streicheln, füttern oder nach ihm rufen. Der Hund befindet sich im Einsatz und darf dabei nicht unnötig abgelenkt werden.

Der Tag des Blindenhundes tritt positiv aus den vielen Feiertagen und den Tagen, die einem bestimmten Anlass gewidmet sind heraus. Den Blindenführhunde wird nicht grundlos eine so wichtige Rolle zugeschrieben, dass sie es auf alle Fälle wert sind, dass ihnen diese Aufmerksamkeit zukommt.

Fun Fact

Als einziges “lebendes Hilfsmittel” können Blindenhunde von Ärzten per Rezept verordnet werden.