Von der Sandmücke zum Hund – Übertragung der Leishmaniose
Wenn ein Hund Leishmaniose hat, bedeutet dies, dass er mit einem einzelligen Parasiten namens Leishmania infiziert ist. Diese Krankheit wird durch den Stich bestimmter Sandmücken übertragen, die den Parasiten in den Blutkreislauf des Hundes einführen.
Die Leishmaniose gehört zu den Mittelmeerkrankheiten der Hunde. Verursacht wird die Erkrankung von Leishmania infantum, einem einzelligen Parasiten, der Körperzellen befällt und schädigt. Der Parasit ist endemisch in südlichen Ländern wie Südfrankreich, Spanien, Portugal, Italien, Griechenland, Türkei, Bulgarien und Kroatien. Daher besteht für Hunde, die in diesen Ländern leben oder dorthin reisen, die Gefahr, sich mit der Leishmaniose zu infizieren.
Bei der Leishmaniose des Hundes handelt es sich um eine sogenannte vektorübertragende Erkrankung. Übertragen wird sie von Sandmücken auf Hunde. Stechen weibliche Sandmücken der Gattung Phlebotomus infizierte Tiere, nehmen sie bei ihrer Blutmahlzeit den Parasiten auf.
In der Mücke entwickelt sich Leishmania infantum weiter – von der unbeweglichen (amastigoten) in die bewegliche (promastigote) Form. Die promastigote Form gelangt in die Speicheldrüsen der Sandmücken. Sticht die Mücke ein anderes Tier, injiziert sie mit ihrem Speichel den Parasiten.
Im Hund werden die parasitischen Einzeller von Immunzellen aufgenommen, in denen sie sich vermehren und sich in die unbeweglichen Formen umwandeln. Nach der Freisetzung aus den Zellen gelangen sie in den Blutkreislauf, verteilen sich im Körper des Hundes und können weitere Organe befallen.
Schon gewusst?
Obwohl die Leishmaniose hauptsächlich in den Mittelmeerländern diagnostiziert wird, existiert und überlebt der Vektor (die Sandmücke) auch in nördlicheren Regionen. Zahlreiche Brutstätten der Mücken wurden zum Beispiel in Baden-Württemberg und Bayern gefunden.
Durch das Verbringen von Leishmania-infizierten Hunden aus dem Süden in diese Regionen könnte sich die Erkrankung auch auf die deutsche Hundepopulation ausbreiten.
Bei der Leishmaniose handelt es sich um eine Zoonose. Der Mensch kann mit Leishmanien infiziert werden und verschiedene Krankheitsbilder entwickeln, die Haut, Schleimhäute oder innere Organe betreffen. Neben dem Hund tragen auch viele Nager und Füchse die Parasiten in sich und gelten als Reservoir. Neben der Übertragung durch Mücken ist eine direkte Übertragung beschrieben.
Symptome – Wie macht sich Leishmaniose bemerkbar?
Nach einer Infektion mit dem Parasiten hängt es von der Immunabwehr des Hundes ab, ob subklinische, milde oder schwere Krankheitsbilder auftreten. Zudem kann die Inkubationszeit (Zeit bis zum Auftreten der Leishmaniose Symptome) Monate bis Jahre betragen. Die Symptome von Leishmaniose bei Hunden können variieren und reichen von milden bis schweren Anzeichen. Dazu gehören Hautveränderungen wie Haarausfall, Hautgeschwüre, Schuppenbildung und veränderte Klauen. Andere mögliche Symptome sind Gewichtsverlust, Appetitlosigkeit, geschwollene Lymphknoten, Lahmheit, Nierenschäden und Anzeichen von Anämie wie Müdigkeit und Schwäche.
Bei fast allen Hunden nimmt die Erkrankung einen systemischen Verlauf. Etwa 90 Prozent der caninen Leishmaniose-Fälle präsentieren sich zudem mit Hautveränderungen.
Häufige Symptome der caninen Leishmaniose im Überblick:
- Lymphknotenschwellung
- blasse Schleimhäute
- Hautläsionen (Entzündungen, Knoten, Geschwüre, Hautverdickungen, Krallenveränderungen)
- Veränderungen an Augen und Augenumgebung (Haarverlust: „Brillenbildung“, Augenentzündungen)
- Leistungseinbruch
- Gewichtsverlust
- Milzvergrößerung
- Nierenversagen
- Nasenbluten
- Erbrechen und Durchfall
- Lahmheiten
Der Erkrankungsverlauf wird in vier Stadien unterteilt. Die Einteilung richtet sich nach der Schwere der klinischen Symptome und der Höhe des nachgewiesenen Antikörper-Titers.
Während die ersten beiden Stadien durch milde Symptome und Laborwertveränderungen gekennzeichnet sind, treten bei Stadium drei und vier schwere Erkrankungen mit deutlichen Anzeichen für Nierenversagen auf, was auch die häufigste Todesursache bei Leishmaniose Hunden darstellt.
Die Prognose für Hunde mit Leishmaniose ist vorsichtig. Eine vollständige Eliminierung der Erreger aus dem Körper ist nicht möglich. Die klinischen Symptome können jedoch mit einer Behandlung oft verbessert und unter Kontrolle gebracht werden. Rückfälle treten aber häufig auf. Hunde, die bereits Anzeichen für Nierenversagen zeigen, haben eine schlechte Prognose.
Diagnose und Behandlung einer Leishmaniose beim Hund
Hunde, die aus Endemiegebieten stammen oder dorthin verreist sind, sollten auf Mittelmeerkrankheiten der Hunde bzw. auf Leishmaniose getestet werden.
Dazu ist eine Blutuntersuchung nötig, die üblicherweise drei Monate nach dem Aufenthalt durchgeführt wird. Zell- oder Gewebeproben aus Haut, Lymphknoten oder Knochenmark können die Diagnose unterstützen oder bestätigen.
Wird Leishmaniose beim Hund diagnostiziert, müssen regelmäßige Kontrolluntersuchungen stattfinden, um den Verlauf der Erkrankung im Auge zu behalten und um Nierenprobleme frühzeitig zu erkennen. Bei Hunden, die einen positiven Leishmanien-Test hatten, empfiehlt sich eine Kontrolluntersuchung alle drei bis sechs Monate. Zur Vorsorge und Therapieentscheidung müssen mögliche Begleiterkrankungen ebenfalls abgeklärt werden.
Zur Therapie der caninen Leishmaniose stehen verschiedene Medikamente zur Verfügung. Häufig kommen Allopurinol, Miltefosin oder Antimonat als Einzeltherapie oder in Kombination zur Anwendung. Je nach klinischer Ausprägung der Erkrankung und Medikament ist eine Behandlung über Wochen, Monate oder lebenslang notwendig.
Je früher eine Behandlung infizierter Hunde erfolgt, desto höher ist die Chance, dass der Ausbruch der Krankheit verzögert oder die Symptome in Schach gehalten werden können. Der Einsatz der Medikamente erfolgt abhängig vom Erkrankungsstadium. Leidet der Hund unter einem fortgeschrittenen Stadium der Leishmaniose und liegen bereits Nierenwertveränderung vor, ist zusätzlich die Behandlung des Nierenversagens angezeigt.
Neben einer Flüssigkeitstherapie und zusätzlichen Medikamenten kann eine spezifische Ernährung notwendig sein.
Spezielle Ernährung im Falle einer Erkrankung
Bei Leishmaniose sollten Hunde eine Ernährung erhalten, die hochwertige Proteine enthält und den Hund optimal mit Nährstoffen versorgt. Wie auch bei gesunden Hunden sollte der Nährstoff- und Energiebedarf ermittelt und die Ernährung entsprechend angepasst werden.
Liegen Symptome für Nierenprobleme oder Nierenwertveränderungen vor, muss der Hund eventuell ein Spezialfutter für Nierenerkrankungen bekommen. Erhalten die Hunde im Zuge der Leishmaniose-Therapie Allopurinol, muss das Futter zusätzlich einen geringen Puringehalt aufweisen.
Eine Nebenwirkung von Allopurinol ist die Hemmung der Xanthin-Oxidase. Dieses Enzym ist an der Umwandlung von Purinen über Hypoxanthin und Xanthin zu Harnsäure beteiligt. Wird es durch Allopurinol gehemmt, entstehen vermehrt Xanthin-Kristalle, die sich in den Harnwegen ablagern und zu Harnsteinen führen können.
Wie lange kann ein Hund mit Leishmaniose leben?
Die Lebenserwartung eines Hundes, der an Leishmaniose leidet, kann stark variieren und wird von mehreren Faktoren beeinflusst. Dazu gehören der Zeitpunkt der Diagnosestellung, die Schwere der Krankheit, das Ansprechen auf die Behandlung, der allgemeine Gesundheitszustand des Hundes sowie die Qualität der Pflege und Betreuung.
In einigen Fällen kann ein Hund mit Leishmaniose trotz der Erkrankung eine relativ normale Lebenserwartung haben, insbesondere wenn die Krankheit frühzeitig erkannt und angemessen behandelt wird. Dies erfordert oft eine lebenslange medikamentöse Behandlung, um die Symptome zu kontrollieren und das Fortschreiten der Krankheit zu verlangsamen. Eine sorgfältige tierärztliche Überwachung ist ebenfalls wichtig, um den Gesundheitszustand des Hundes im Auge zu behalten und die Behandlung entsprechend anzupassen.
In schwereren Fällen oder wenn die Krankheit nicht rechtzeitig behandelt wird, kann die Lebenserwartung des Hundes jedoch verkürzt sein. Komplikationen wie Nierenversagen, Anämie oder andere schwerwiegende Gesundheitsprobleme können auftreten und die Lebensqualität des Hundes beeinträchtigen.
Letztendlich ist es wichtig zu beachten, dass die Lebenserwartung eines Hundes mit Leishmaniose individuell ist und von vielen Faktoren abhängt. Eine frühzeitige Diagnose, eine angemessene Behandlung und eine liebevolle Pflege können jedoch dazu beitragen, die Lebensqualität und -dauer des Hundes zu verbessern.
Vorbeugung – Impfung und Mückennetze
Die wichtigste Maßnahme zur Prävention von caniner Leishmaniose ist die Vermeidung der Exposition. Hunde sollten, wenn möglich, nicht in Endemiegebiete reisen und keinen Kontakt zu infizierten Hunden haben. Findet ein Aufenthalt in Mittelmeerländern statt, hilft es, den Hund während der Flugzeit der Mücken (Dämmerungszeiten) im Haus zu halten.
Mückennetze vor Fenstern und Türen sowie Moskitonetze (Maschengröße weniger als ein Millimeter) über dem Schlafplatz helfen, die Mücken abzuwehren. Zusätzlich sollten Spot-on-Präparate oder Halsbänder mit Repellentien eingesetzt werden.
Seit einigen Jahren existiert eine Impfung, die bei Leishmania-negativen Hunden eingesetzt werden kann, die in Endemiegebiete reisen sollen. Diese Impfung soll schwere klinische Ausprägungen der Krankheit verhindern. Sie schützt jedoch nicht vor der Infektion.
Achtung vor Leishmaniose beim Menschen!
Ist Ihr Hund mit Leishmaniose infiziert, gilt es, extrem achtsam zu sein. Die Krankheit kann nämlich vom Hund auf den Menschen übertragen werden — und ist für Menschen oft sogar lebensgefährlich. Wie das Robert-Koch-Institut erklärt, besteht Ansteckungsgefahr etwa dann, wenn man von einem erkrankten Hund attackiert wird oder die Erreger über eine offene Wunde des Tieres weitergegeben werden.
Die drei Formen der Leishmaniose
Bei der Leishmaniose unterscheidet man zwischen drei Formen — der kutanen Leishmaniose, der viszeralen Leishmaniose und der mukokutanen Leishmaniose.
Am häufigsten tritt die kutane Leishmaniose auf. Hier wird die Haut des Menschen von Parasiten befallen. Bei der viszeralen Leishmaniose sind hingegen die Haut sowie innere Organe betroffen. Sie tritt oft als Begleitinfektion einer HIV-Infektion auf.
Bei der dritten Art — der mukokutanen Leishmaniose — werden hingegen Mund und Schleimhaut befallen, besonders der Nasenrachenraum ist hiervon betroffen.
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Wann Sie einen Arzt konsultieren sollten
Wenn Sie einen Verdacht auf eine Infektion haben, sollten Sie dies unbedingt mit einem Facharzt für Dermatologie, Infektiologie oder Tropenmedizin klären. Das sollten Sie etwa dann tun, wenn Sie zum Beispiel hohes, unregelmäßiges Fieber haben oder hatten oder Anämie, Gewichtsverlust oder Milzschmerzen bei sich feststellen. Der Arzt kann eine eventuelle Erkrankung dann etwa mithilfe von Haut- beziehungsweise Schleimhautproben feststellen und mit Ihnen konkrete Therapiemaßnahmen besprechen.