Den Bandscheibenvorfall beim Hund erkennen und behandeln

Wann spricht man von einem Bandscheibenvorfall beim Hund und welche Formen gibt es?

Zeigen die Bandscheiben des Hundes Degenerationserscheinungen spricht man von einer Diskopathie. Dies können leichte Veränderungen der Bandscheiben sein sowie Bandscheibenvorwölbungen oder -vorfälle.

Sowohl bei der Vorwölbung (auch Protrusion genannt) als auch bei dem eigentlichen Bandscheibenvorfall (Extrusion) drückt sich Bandscheibenmaterial in den Wirbelkanal.

Die Extrusion wird als Hansen Typ I bezeichnet, während die Protrusion als Hansen Typ II kategorisiert wird. Bandscheiben bestehen aus einem gallertigen Kern (Nucleus pulposus) und einem äußeren knorpelhaltigen Faserring (Anulus fibrosus).

Mit einem Wassergehalt von etwa 80 Prozent sind die Bandscheiben flexibel und dehnbar. Sie ermöglichen die Bewegungen der Wirbelsäule des Hundes, dämpfen Stöße ab und bieten einen Schutz für Nerven und Rückenmark. Altert der Hund, reduziert sich der Wassergehalt im Körper. Dies gilt auch für die Bandscheiben. Sie verlieren an Elastizität, Dehnbarkeit und Zugfestigkeit. Die alterungsbedingten Abbauvorgänge im Kern sowie im äußeren Ring führen zu Formveränderungen oder Rissen der Bandscheiben.

Bei der Hansen Typ I Degeneration reißt der Faserring auf und Kernmaterial gelangt aus dem Inneren der Bandscheibe in den Rückenmarkskanal. Dies kann so weit gehen, dass sich das Kernmaterial komplett von der Bandscheibe ablöst.

Bei der Protrusion (Hansen Typ II) wölbt sich der Faserring in den Kanal vor. Beide Formen können Rückenmark und Nerven einklemmen und zu Lähmungserscheinungen führen.

Zu den Rassen, bei denen Hansen Typ I Bandscheibenvorfälle häufig auftreten, zählen zum Beispiel:

  • Dachshunde
  • Beagle
  • Mini-Pudel
  • Welsh Corgis
  • Cocker Spaniel

Generell besteht für Hunde mit einem langen Rücken und kurzen Beinen ein erhöhtes Risiko, da die Wirbelsäule stärker beansprucht wird. Die Hunde sind bei Diagnose oft zwischen drei und sechs Jahren alt. Die Protrusion wird eher bei größeren Rassen in einem Alter zwischen acht und zehn Jahren diagnostiziert.

Bandscheibenvorfälle können an Hals-, Brust- oder Lendenwirbelsäule auftreten. Bei Hunden sind Diskopathien zwischen dem elften Brustwirbel und dem dritten Lendenwirbel am häufigsten. Ein Vorfall der Bandscheiben der Halswirbelsäule ist seltener. Kommt er vor, wird er meist zwischen Halswirbel drei und vier gefunden.

Welche Symptome zeigt ein Hund mit Bandscheibenvorfall?

Wie das Wort Dackellähme vermuten lässt, können durch den Druck des Bandscheibenmaterials auf Rückenmark und Nerven Lähmungen entstehen. Wie ausgeprägt diese sind, hängt davon ab, wo an der Wirbelsäule des Hundes der Bandscheibenvorfall auftritt und wie stark die Schädigung der Nervenstränge ist. Eine Rolle spielen dabei auch die Kraft und Geschwindigkeit, mit der Teile der Bandscheibe auf das Rückenmark auftreffen.

Bei der Extrusion von Bandscheibenmaterial kommt es häufig zu einer akuten Symptomatik. Die Hunde befinden sich in der Bewegung, zeigen dann plötzlich Schmerzen und Lahmheiten oder können die Gliedmaßen nicht mehr bewegen.

Bei einer Protrusion nimmt die Erkrankung eher einen progressiven Verlauf. Das Rückenmark wird mehr und mehr eingeklemmt. Die Symptome verstärken sich mit der Zeit. Die folgende Liste zeigt eine Übersicht der Symptome, die bei einem Bandscheibenvorfall beim Hund auftreten können:

  • Schmerzen im Nacken oder entlang der Wirbelsäule
  • Lahmheiten
  • Hund meidet bestimmte Bewegungen (z. B. Drehen des Kopfes)
  • Aufbeugen des Rückens
  • Lähmungen der Vorder- und/oder Hintergliedmaße
  • Reflexbewegungen verstärkt oder vermindert
  • Darm- und Blasenfunktionsstörungen

Achtung:
Bei einem Hund mit Rückenschmerzen muss nicht immer ein Bandscheibenvorfall vorliegen. Andere Erkrankungen können ähnliche Symptome verursachen. Dazu zählen Verletzungen der knöchernen Strukturen, Entzündungen oder Tumore. Das Röntgen des Hundes sowie weitere diagnostische Maßnahmen schaffen Klarheit.

Diagnose und Behandlungsoptionen bei einem Bandscheibenvorfall

Ein Hund, der mit Verdacht auf einen Bandscheibenvorfall in der Klinik vorgestellt wird, bekommt zunächst eine allgemeine und neurologische Untersuchung. Diese geben Hinweise auf die Lokalisation der Läsion sowie auf den Schweregrad der Erkrankung.

Außerdem wird die Wirbelsäule des Hundes geröntgt, um Verletzungen der Wirbelkörper sowie andere Erkrankungen auszuschließen. Um eine genaue Diagnose stellen zu können und das Ausmaß der Verletzung zu beurteilen, benötigt der Hunde aber in der Regel eine MRT- oder CT-Untersuchung.

Eine Myelografie (Kontrastuntersuchung des Rückenmarks) kann durchgeführt werden, wenn die Möglichkeit für ein MRT oder CT nicht gegeben ist.

Therapie

Bandscheibenvorfälle bei Hunden werden konservativ oder operativ behandelt. Welche Therapie zur Anwendung kommt, hängt vom Schweregrad der Erkrankung ab.

Die konservative Therapie setzt sich zusammen aus der Verabreichung von schmerz- und entzündungslindernden Medikamenten und einer Ruhighaltung und Aktivitätseinschränkung des Tieres für vier bis sechs Wochen. Eine anschließende Physiotherapie kann die Heilungschancen verbessern.

Liegen Lähmungen vor oder ist die Blasen- und Darmfunktion eingeschränkt, erfolgt üblicherweise eine chirurgische Therapie. Es existieren verschiedene Operationstechniken. Ziel ist aber immer eine Dekompression des Rückenmarks und die Entfernung des Bandscheibenmaterials aus dem Rückenmarkskanal.

Bei einer Extrusion von Bandscheibenmaterial kann das Rückenmark stark geschädigt werden. Obwohl sich das Bandscheibenmaterial in der Regel gut entfernen lässt, kann die Heilung von Entzündung und Schwellungen Zeit in Anspruch nehmen.

Eine Protrusion der Bandscheibe passiert schleichend, kann sich aber auch wieder zurückbilden. Muss aufgrund einer Protrusion eine Operation stattfinden, ist das Material allerdings schwieriger zu lösen. Postoperativ wird die Heilung mit Schmerzmitteln und Entzündungshemmern sowie durch Bewegungseinschränkung und darauffolgende Physiotherapie unterstützt.

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Heilungschancen bei Diskopathien

Die Prognose bei einer Diskopathie beim Hund hängt vom Schweregrad ab sowie vom Degenerationstyp (Hansen Typ I oder II). Hunde mit milden klinischen Symptomen, die konservativ behandelt werden, haben insgesamt gute Chancen auf die Wiederherstellung der Bewegungsfähigkeit. Die Bandscheibenerkrankung bleibt allerdings bestehen und Rückfälle sind möglich. Bewegung und Aktivität des Hundes sollten daher kontrolliert stattfinden.

Bei schweren Bandscheibenvorfällen mit Lähmungen und Ausfall der Tiefenschmerzwahrnehmung hängen die Heilungschancen stark davon ab, wann der Hund eine Therapie erhält. Findet die Operation innerhalb von zwölf bis 48 Stunden nach dem ersten Auftreten der Symptome statt, ist die Prognose günstig. Etwa 50 Prozent der betroffenen Tiere erholen sich zumindest teilweise.